Sozialpolitik
Deutsches Kinderhilfswerk: Kinderarmut in Deutschland gesellschaftlicher Skandal

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert eine umfassende Veränderung politischer Rahmenbedingungen, um die Kinderarmut in Deutschland zu bekämpfen.
19.03.2015
Dazu ist nach Ansicht des Verbandes eine Vielzahl an Reformen insbesondere der Sozialgesetze in Deutschland notwendig, um die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Dabei sollten vor allem die Regelsätze für Kinder und Jugendliche, die frühkindliche Bildung, Bildungsgerechtigkeit in der Schule und die Möglichkeiten des gesunden Aufwachsens im Mittelpunkt der Reformen stehen.
"Die beschämend hohe Kinderarmut in Deutschland ist ein gesellschaftlicher Skandal.", betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, anlässlich der Aktuellen Stunde „Reiches Land – Arme Kinder“ im Deutschen Bundestag am heutigen 19.03.2015. "Wir brauchen wir ein Nationales Programm zur Bekämpfung der Kinderarmut, das interdisziplinär an verschiedensten Stellen ansetzt. Soziale Sicherheit und Bildungsgerechtigkeit für Kinder sollten in einer der reichsten Industrienationen der Welt eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein."
Um die Kinderarmut in Deutschland zu bekämpfen, brauche es eine Beschäftigungspolitik, die Eltern in die Lage versetzt, durch eigene Erwerbstätigkeit sich und ihren Kindern eine ausreichende finanzielle Lebensgrundlage zu bieten, so Krüger weiter. Zudem hätten Bund, Länder und Kommunen gemeinsam dafür zu sorgen, dass Einrichtungen für Kinder und Jugendliche so ausgestattet werden, dass sie deren Entwicklung zu eigenständigen Persönlichkeiten bestmöglich fördern können.
"Ein gesundes Aufwachsen sollte für alle Kinder, unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern, ebenso eine Selbstverständlichkeit sein. Mit Bildung stärken wir die Kinder als Subjekte und ermöglichen es ihnen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und nicht in Resignation zu versinken. Hier sind gute Kitas mit sozial gemischten Gruppen ein wichtiger Ansatzpunkt für mehr Chancengerechtigkeit", meint Krüger.
Im Bereich der frühkindlichen Bildung fordert das Deutsche Kinderhilfswerk bundesweite qualitative Mindeststandards in der Kindertagesbetreuung, die im Kinder- und Jugendhilfegesetz festgeschrieben werden sollten. Um die Qualität in Kitas zu steigern, spricht sich das Deutsche Kinderhilfswerk für ein Investitionsprogramm in Höhe von fünf Milliarden Euro jährlich für die nächsten Jahre aus.
"Ohne eine Sicherstellung guter Qualität werden wir in unseren Kindertageseinrichtungen Schiffbruch erleiden. Kitas müssen gut ausgestattet sein, die Gruppen brauchen fast durchgehend einen besseren Betreuungsschlüssel und eine weitere Professionalisierung der Fachkräfte ist dringend nötig. Wichtig ist neben verbindlichen qualitativen Mindeststandards in der Kindertagesbetreuung auch ein entsprechendes Qualitätsmonitoring" betont Krüger.
Eine im letzten Jahr vom Deutschen Kinderhilfswerk veröffentlichte repräsentative Umfrage ergab, dass 72 Prozent der Bundesbürger der Ansicht sind, staatliche und gesellschaftliche Verantwortungsträger würden "eher wenig" oder "sehr wenig" tun, um Kinderarmut wirkungsvoll entgegenzutreten. Dabei kommt eine große, die Parteigrenzen überschreitende Mehrheit zu der Aussage, Staat und Gesellschaft engagierten sich zu wenig gegen Kinderarmut. Zugleich wären 66 Prozent der Befragten bereit, mehr Steuern zu bezahlen, wenn damit das Problem der Kinderarmut in Deutschland wirksam bekämpft würde.
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