Coronavirus

Deutscher Kitaverband: Neustart der Kita-Betreuung ermöglichen

Eine aus virologischer Sicht vertretbare Lockerung der Kontakteinschränkungen soll aus Sicht des Deutschen Kitaverbands auch zu einer schrittweisen Rückkehr zum Kita-Alltag führen. Für diese schrittweise erweiternde (Not-)Betreuung bis hin zum Regelbetrieb hat der Deutsche Kitaverband Kriterien veröffentlicht. Zudem fordert er, dass es eine verlässliche Regelfinanzierung der freien Träger durch die Kommunen und Länder geben müsse zum Erhalt der Betreuungskapazitäten über die Krise hinaus.

22.04.2020

Aufgrund der Corona-Pandemie sind Kindertageseinrichtungen seit der 12. Kalenderwoche bundesweit von Schließungen betroffen. Diese sollen über den 4. Mai hinausgehen. Im Rahmen der Ankündigung schrittweiser Lockerungen des Lockdowns wurden Wiederöffnungen noch nicht einmal in Betracht gezogen.

Die sozialunternehmerischen Kita-Träger und deren Beschäftigten haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie unterstützt. Binnen eines Tages haben sie die Notbetreuung systemrelevanter Bevölkerungsgruppen organisiert. Darüber hinaus haben viele Träger zusätzlich innovative Angebote geschaffen: vom digitalen Morgenkreis über Bewegungsprogramme per Video bis hin zur pädagogischen und psychologischen Beratung von Eltern. Diese Angebote können die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen aber selbstverständlich nicht auf Dauer ersetzen.

Positionen des Deutschen Kitaverbands

Eine aus virologischer Sicht vertretbare Lockerung der Kontakteinschränkungen soll aus Sicht des Deutschen Kitaverbands auch zu einer schrittweisen Rückkehr zum Kita-Alltag führen. Die Maßnahmen der Bundesregierung und der Bundesländer haben Wirkung gezeigt und die Kurve der (Neu)Infektionen flacht ab. Da Kinder bei einer Infektion mit Covid-19 in den meisten Fällen nur schwache Symptome zeigen (Stichwort: weniger vulnerable Personen), halten wir eine schrittweise Exit-Strategie bei Kitas für geeignet und angesagt. Wegen der besonderen gesellschaftlichen Bedeutung der Kinderbetreuung ist eine gewissenhafte Wieder-Eröffnung absolut notwendig, um einerseits berufstätige Eltern zu entlasten und andererseits Kinder mit besonderem Förderbedarf weiter zu unterstützen. Gerade im Moment ist spürbar: Kitas sind für das berufliche Engagement von Eltern unverzichtbar, jeder Kita-Platz zählt. Viele Experten weisen, aus unserer Sicht vollkommen zu Recht darauf hin, dass Bildungs-Ungerechtigkeiten durch den Kitabesuch überwunden werden können. Eine verantwortungsvolle Wiederaufnahme des Betriebs ist für die Kita-Träger sowie für die Kommunen und Länder eine wirtschaftliche Erleichterung sowie ein Schritt in eine neue und sicher noch Monate fortwährende veränderte Normalität. Eine sich schrittweise erweiternde (Not-)Betreuung bis hin zum Regelbetrieb muss aber auch finanziell abgesichert sein. Zum Erhalt der Betreuungskapazitäten über die Krise hinaus, muss es eine verlässliche Regelfinanzierung der freien Träger durch die Kommunen und Länder geben.

Kriterien für die Öffnung der Einrichtungen


Der Neustart der Betreuung und Bildung in den Einrichtungen sollte allerdings langsam und nach strengen Kriterien erfolgen:

  • Die Steuerung der langsamen Aufnahme von Kindern muss sich in Anteilen der üblichen Plätze bemessen und entsprechend der Pandemie-Situation angepasst werden. Aktuell halten wir 25% der bisherigen Auslastung für angemessen und gehen davon aus, dass dieser Anteil mit der Verbesserung der Pandemie-Situation erhöht wird;
  • Die Träger benötigen klare Kriterien für die Auswahl der berechtigten Kinder, wobei die Kinder mit Anspruch auf Notbetreuung den Vorrang haben müssen; die weiteren Plätze kann der Träger nach fachlicher Sicht belegen;
  • Nur Kinder ohne jegliche Erkältungssymptome dürfen in Kitas betreut werden;
  • Kinder von berufstätigen Eltern werden entsprechend deren aktuellem Beschäftigungsumfang mit Vorzug betreut;
  • Die zu betreuenden Kinder werden nach dem Alter ausgewählt, zuerst die älteren. Grund: ältere Kinder brauchen mehr Bewegung und haben mehr Verständnis für Hygiene- und Abstandsregelungen;
  • Die Betreuung der Kinder von Kita-Mitarbeiter/-innenmuss gesichert sein;
  • Die Kinder sollen in festen Gruppen (Kohorten) von max. 5 Krippenkindern mit 2 Erzieher/-innen und max. 10 Kindergartenkindern mit 3 Erzieher/-innen auf der doppelten Aufenthaltsfläche wie bisher von einem festen Team von Mitarbeiter/-innenbetreut werden; die erhöhten Personalkosten müssen von der öffentlichen Hand ausgeglichen werden;
  • Die Kinder, die bis jetzt in Notbetreuung waren, müssen eine eigene Kohorte bilden;
  • Es muss sichergestellt werden, dass Gemeinschaftsflächen jeweils nur von einer Gruppe/Kohorte gleichzeitig genutzt und mindestens zweimal täglich desinfiziert werden;
  • Eingewöhnungen sind, wenn nicht ausdrücklich notwendig (Härtefälle), zu verschieben;
  • Mitarbeiter/-innen, die selbst zur Risikogruppe gehören, oder in einem Haushalt mit Risikopatienten leben, werden nicht eingesetzt. Die öffentliche Hand soll die Lohnkosten für diese Mitarbeiter/-innen übernehmen;
  • Hygiene: Es gibt durchgängig Engpässe bei Hand- und Flächen-Desinfektionsmittel. Diese müssen den Einrichtungen dringend zur Verfügung gestellt werden. Der Betrieb der Einrichtungen ohne diese notwendigen Mittel ist nicht umsetzbar!
  • Wir gehen davon aus, dass ein Mundschutz aufgrund der Kohorten-Gruppen nicht nötig ist und halten Mund-/Nasenschutz aus praktischen Gründen für die Arbeit mit kleinen Kindern auch nicht für möglich. Entsprechend der Empfehlungen werden wir Mitarbeiter/-innen und Eltern dazu auffordern sich im öffentlichen Bereich an den Mund-/Nasenschutz zu halten.

Quelle: Deutscher Kitaverband vom 20.04.2020

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