Finnland

Verschlechterung psychischer Gesundheit von Mädchen während der Pandemie

2022 gab ein Fünftel der Mädchen in der Altersgruppe der 15-Jährigen in Finnland an, im Alltag unglücklich zu sein. Dies geht aus einer neuen, von WHO/Europa durchgeführten kooperativen Studie zum Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC-Studie) hervor.

20.03.2023

Die COVID-19-Pandemie hatte spürbare Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in aller Welt. Eine Reihe von Studien berichten von negativen Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit, vor allem bei jenen, die während des Höhepunkts der Pandemie nur begrenzte soziale Unterstützung erhielten oder deren Unterstützungssystem schon vor Beginn der Pandemie unzureichend war.

Im Herbst 2021 wurden Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens finnischer Jugendlicher laut, insbesondere über die Zunahme von Einsamkeit und depressiven Stimmungen während der COVID-19-Pandemie. In der HBSC-Studie werden diese Trends anhand von Daten aus den Erhebungen von 2014, 2018 und 2022 untersucht.

Psychische Gesundheit von Mädchen im Vergleich zu Jungen stärker betroffen

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich vor allem die psychische Gesundheit von Mädchen während der COVID-19-Pandemie weiter verschlechtert hat.

So gab 2022 eine signifikante Zahl von Mädchen an, sich niedergeschlagen zu fühlen: bei 17 % bis 19 % der 13- und 15-Jährigen war dies täglich der Fall – ein Anstieg um 7 bis 9 Prozentpunkte gegenüber 2018. Doch für die 15-Jährigen hat die Pandemie den schon vor 2018 vorhandenen negativen Trend noch verschärft.

„Ich mache mir Sorgen über die 15-jährigen Mädchen, die in Bezug auf psychische Gesundheit einer Vielzahl von Herausforderungen ausgesetzt sind: Einsamkeit, Morgenmüdigkeit und Niedergeschlagenheit. Mehr als jede Vierte gab an, sich ständig oder häufig einsam zu fühlen“, sagt Nelli Lyyra, Dozentin an der Universität Jyväskylä.

Sie fügt hinzu:

„Obwohl die Einsamkeit während der Pandemie nicht signifikant zugenommen hat, war sie doch 2022 enger mit anderen psychischen Gesundheitsproblemen verknüpft als in früheren Jahren. Einsame Jugendliche sind offenbar anfälliger für die negativen Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit.“

Dagegen scheint sich die psychische Gesundheit von Jungen über die Jahre verbessert zu haben. Zwar gaben 1 % bis 8 % bzw. 3 % bis 10 % der 11-, 13- und 15-jährigen an, sich fast jeden Tag bzw. ständig oder häufig niedergeschlagen zu fühlen, doch fühlten sich die 11- und 15-jährigen Jungen 2022 insgesamt weniger einsam als 2018. Die Studie kam auch zu dem Ergebnis, dass die 13- und 15-jährigen Jungen optimistischer in die Zukunft blicken als die Mädchen (58 % bzw. 44 %).
 
„Wir gingen davon aus, dass die Jugendlichen die Zukunft weniger hoffnungsvoll sehen würden als davor, doch erstaunlicherweise war der Anteil der 15-jährigen Jungen, die ihre Zukunft optimistisch betrachten, 2022 um 10 % höher als 2018“, erzählt Kristiina Ojala, die an der Universität Jyväskylä forscht. Außerdem bewerteten mehr Jungen als Mädchen ihre Gesundheit als hervorragend oder gut.

Leena Paakkari, Dozentin an der Universität Jyväskylä, erklärt:

„Unsere Ergebnisse haben Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Wohlbefinden verdeutlicht. Es ist notwendig, in der Krisenbewältigung verstärkt auf geschlechtersensible Empfehlungen, Konzepte und Praktiken setzen. Wir brauchen ein besseres Verständnis der gesundheitlichen Ressourcen, die dazu geeignet sind, die Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern zu verringern. Ebenso wichtig wäre es, die Mechanismen zu untersuchen, die die positiven gesundheitlichen Trends bei Jungen erklären.“

Junge Menschen mit wenig Unterstützung sind anfälliger

Bei der Befragung von 2022 bewerteten junge Menschen, die Unterstützung durch Angehörige, Freunde oder Lehrer erhalten, ihre Gesundheit besser und berichteten seltener von häufiger Einsamkeit und Niedergeschlagenheit.

Beim Aufbau widerstandsfähigerer Gesellschaften sollte die Rolle sozialer Unterstützung in verschiedenen Umfeldern, etwa an Schulen, bei der Bewältigung der negativen Folgen von Gesundheitskrisen gebührend berücksichtigt werden. „Schulen spielen eine wesentliche Rolle als gesundheitsfördernde Umgebungen, nicht nur während der Pandemie, sondern auch jetzt, da die Gesellschaften sich bemühen, verschiedene Verluste in Bezug auf das Wohlbefinden von Jugendlichen, wie Gesundheit und Lernen, wettzumachen“, sagt Leena.

Die HBSC-Studie

Die HBSC-Studie ist eine länderübergreifende Studie über Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen in Europa und Kanada, die in enger Zusammenarbeit mit WHO/Europa durchgeführt wird. Sie findet alle vier Jahre in den Altersgruppen der 11-, 13- und 15-Jährigen statt.

Die Umfrage in Finnland war eine von zahlreichen Untersuchungen auf nationaler Ebene während der COVID-19-Pandemie in Ländern der Europäischen Region, deren Ergebnisse WHO/Europa in den nächsten Monaten veröffentlichen wird.

Quelle: World Health Organisation Europe vom 09.03.2023

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