Bildungsforschung

„Erfolgreich bestanden“ - INBAS-Studie zum nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses veröffentlicht

Eine aktuelle Studie des Instituts für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (INBAS) identifiziert Erfolgsparameter für den nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses und gibt Empfehlungen zur Steigerung der Effizienz der Angebote. Immer noch verlassen zu viele Jugendliche die Schule ohne Schulabschluss. Doch holen mehr als 28.000 junge Menschen bis zu ihrem 21. Lebensjahr einen zuvor nicht erreichten Schulabschluss nach.

15.12.2010

Das im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellte Gutachten hat nun erstmals genauer nachgefragt und die verschiedenen Wege zum nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses untersucht. Dazu wurden qualitative Interviews mit Fachkräften aus Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit (BA) dem Berufsvorbereitungsjahr und Arbeitsagenturen durchgeführt und in einem zweiten Schritt mehr als 280 Träger befragt, die im Auftrag der BA auf den Hauptschulabschluss vorbereiten. Abgerundet wird die Studie durch eine umfassende Darstellung der entsprechenden Angebote und Prüfungsregelungen in allen sechzehn Bundesländern. 

Zentrale Ergebnisse der Studie

ÔÇß Der Fachdiskurs über „(junge) Menschen ohne Schulabschluss“ ist geprägt von uneindeutigen bildungspolitischen Zielstellungen und heterogenen Begriffsverwendungen.

- Es existiert eine große, teilweise unübersichtliche Vielfalt an Angeboten zum nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses. Zielgruppen, Ziele und konzeptionelle Ausgestaltung der Angebote differieren erheblich: So gibt es Angebote, die ausschließlich auf den Erwerb des Schulabschlusses zielen, während beispielsweise in den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit dieses Ziel dem erfolgreichen Übergang in Ausbildung stets nachgeordnet ist.

- Die relevanten Länderregelungen weisen teilweise große Unterschiede auf.

- Ein Vergleich der Erfolge der Angebote ist seriös nicht möglich, da sich die relevanten Faktoren wie Zielgruppe, Zielstellung, Rahmenbedingungen der Angebote und die Form der Prüfung teilweise erheblich unterscheiden.

- Als relevante Einflussfaktoren wurden insbesondere die persönliche Motivation und Arbeitshaltung der einzelnen Teilnehmenden sowie konzeptionelle Merkmale identifiziert.

 

Empfehlungen

Um mittelfristig den Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss zu senken, bedarf es zahlreicher Anstrengungen im allgemeinbildenden Bereich und im Übergangssystem:

- Insgesamt gilt es, die Datenlage im Feld zu verbessern und zu vereinheitlichen.

- Im Hinblick auf die Vielzahl existierender Angebote sollten die regionale Verzahnung und die überregionale Abstimmung verbessert werden. 

Der Rechtsanspruch junger Menschen ohne Schulabschluss erfasst derzeit ausschließlich Angebote der Bundesagentur für Arbeit. Daher wurden insbesondere für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen differenzierte Empfehlungen ausgesprochen:

- Notwendig ist eine klare Priorisierung der Ziele: Solange der erworbene Hauptschulabschluss nur als positiver Nebeneffekt angesehen wird und das Hauptaugenmerk auf dem Übergang in Ausbildung liegt, werden die Erfolge beim Nachholen des Abschlusses begrenzt bleiben.

- Die kompetenzbasierte Auswahl der Teilnehmenden, die den Erwerb des HSA in einer BvB anstreben, sollte weiterhin ermöglicht werden.

- Die Möglichkeit des nachträglichen Einstiegs in die Vorbereitung auf den HSA sollte begrenzt werden, um eine mindestens sechsmonatige Vorbereitungszeit zu gewährleisten.

- Die vom Fachkonzept der BA vorgesehene Nutzung des erweiterten zeitlichen Rahmens sollte gezielt gefördert und ermöglicht werden.

- Die personelle und sächliche Ausstattung sollte insbesondere hinsichtlich der Anzahl umfassend methodisch-didaktisch qualifizierter Lehrkräfte sowie der Bereitstellung geeigneter Lehr- und Lernmittel verbessert werden. 

Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen der Prüfung sollte von Seiten der Länder die Anzahl der Prüfungstermine erhöht und der Zugang zu prüfungsvorbereitenden Materialien sichergestellt werden. Idealerweise sollten die länderspezifischen Regelungen zur Prüfung vereinheitlicht werden.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat die vorliegenden fachlichen Empfehlungen der Studie den Arbeits- und Kultusministerien der Länder sowie der Bundesagentur für Arbeit zur Weiterentwicklung der entsprechenden Maßnahmen zur Verfügung gestellt. 

Die Studie kann aus dem Quellenpool des Fachkräfteportals herunter geladen werden. 

Quelle: PM Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik vom 14.12.2010

 

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