Handbuch des Kinderfernsehens

Hans Dieter Erlinger u.a. (Hg.)

Strukturebene: Bund

Aus der Medienwirkungsforschung wissen wir, daß die audiovisuellen Medien von Kindern intensiver und zeitaufwendiger genutzt werden als die Printmedien. In der Gunst fernsehender Kinder liegen die unterhaltungsorientierten, werbungsdurchsetzten Programme der privaten Sender vor den öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF.

Die Vervielfältigung kinderorientierter Fernsehprogramme hat unübersehbar Auswirkungen auf das Freizeit- und Konsumverhalten von Kindern. Umfragen bei Kindern im Alter von vier bis vierzehn Jahren belegen wiederkehrend, daß die übergroße Mehrheit der Kinder die für sie wichtigen Medienfiguren ausschließlich oder vor allem aus dem Fernsehen kennen. Obwohl die Bedeutung des Fernsehens als Ge-schichtenerzähler, als Zeitvertreiber und als Sozialisationsinstanz seit Jahren zugenommen hat, findet die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Inhalten und der Wirkung von Kinderprogrammen, findet die differenzierte Beschäftigung mit der "Bildschirmkindheit" in der Öffentlichkeit nur wenig Nachhall. Eine Diskussion über künstlerische und ästhetische Probleme des Kinderfernsehens, über ideologische und gesellschaftskritische Aspekte findet unter Teilnahme der Öffentlichkeit kaum statt. Dabei liegen außerordentlich vielfältige und erkenntnisreiche Befunde zum Thema vor.

 

Hans Dieter Erlinger u.a. (Hg.): Handbuch des Kinderfernsehens, Reihe Praktischer Journalismus Bd. 27, Verlag Ölschläger im Universitätsverlag Konstanz/UVK Medien 1995, 623 S.

 

Über den Facettenreichtum, die unterschiedlichen Arbeitsansätze und Ergebnisse der Kinderfernsehforschung informiert das Handbuch des Kinderfernsehens, herausgegeben und erstellt unter Federführung von Hans Dieter Erlinger. Der Deutschdidaktiker Prof. Erlinger ist an der Universität-GH-Siegen seit längerem für Projekte zur Erforschung des Kinder- und Jugendfernsehens verantwortlich. Das Handbuch ist ein grundlegendes Standardwerk zum Thema Kinderfernsehen.

 

Die Herausgeber weisen im Vorwort darauf hin, daß das Kinderfernsehen, wie es die letzten Generationen erlebt haben, heute "tot" ist: "Nachdem das Kinderprogramm lange Zeit am gesellschaftlichen Kommunikationsspiel Fernsehen gar nicht hat teilnehmen dürfen und erst Anfang der 70er Jahre unter strengen pädagogischen Auflagen zugelassen wurde, ist es in knapp 25 Jahren zur Speerspitze einer umfassenden Kommerzialisierung des Fernsehens in der Bundesrepublik geworden."

 

Das Handbuch resümiert in über 30 Beiträgen, auf mehr als 600 eng bedruckten Seiten 50 Jahre Geschichte und Entwicklungen, Inhalte, Genres und Formen, Strukturen und Wirkungen. Die Beiträge erlauben gleichermaßen die Innen- wie die Außen-sicht auf das Medium, da sie sowohl von Praktikern, Redakteuren wie von Medienwissenschaftlern und -kritikern stammen. Eine Reihe von Beiträgen faßt im vorliegenden Handbuch Arbeitsergebnisse neu zusammen, die schon andernorts publiziert worden sind; andere Texte bieten Weiterentwicklungen oder werden hier erstmals veröffentlicht.

Back to Top