Stellungnahme / Diskussionspapier

Ganztagsbildung vom Kind aus denken – Für einen Perspektivwechsel in der Ganztagsbetreuung

Strukturebene: Bundesland

Der Hessische Jugendring (hjr) bezieht Stellung zum Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler:innen und fordert eine Ganztagsbildung, die vom Kind aus gedacht und konzipiert wird, sowie eine führende Rolle der Kinder- und Jugendhilfe bei der Implementierung des Rechtsanspruchs.

Nadine Wacker, stellvertretende Vorsitzende des hjr.„Auch, wenn das Ziel der Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit legitim ist, aus Sicht der Kinder geht es nicht um das Auffüllen von Betreuungslücken, sondern um eine gute Zeit. Wenn die Ganztagsgrundschule nicht komplett an ihrer eigenen Zielgruppe vorbei konzipiert werden soll, müssen Kinder und ihre individuellen Bedürfnisse wieder in den Fokus der fachlichen und politischen Debatte gerückt werden.“

„Eine Ganztagsgrundschule, die zum zentralen Ort des Erfahrens, Erlebens und Lernens von Kindern wird, muss kindgerecht gestaltet sein. Dafür braucht es immer wieder Abwechslung, verschiedene Orte und ganz unterschiedliche Anregungen, ausreichend Raum und Zeit für Bewegung und Erholung sowie Rückzugsmöglichkeiten. Zu einem kindgerechten Ganztag gehört auch, das Recht der Kinder auf Mitbestimmung in Form von selbstorganisierten Freiräumen, Wahlmöglichkeiten und echter Mitgestaltung zu gewährleisten,“ so Wacker weiter.

„Gleichzeitig darf das Paket Ganztag nicht nur „Betreuung“ beinhalten, sonders muss ein qualitativ hochwertiges Mehr an non-formaler „Bildung“ bieten, die sich im pädagogischen Ansatz klar von schulischer Bildung unterscheidet und einen positiven Einfluss auf die individuelle Entwicklung von Kindern hat – unabhängig von deren Lernerfolg in der Schule. Soll Ganztagsbildung dem Anspruch von mehr Bildungsgerechtigkeit erfüllen, muss sie kostenfrei sein und inklusiv sein.“, stellt Nadine Wacker klar.

Der Hessische Jugendring spricht sich dafür aus, die Kinder- und Jugendhilfe, die zukünftig in der Pflicht steht, die Betreuung der Grundschüler:innen zu gewährleisten, zur Gestalterin der Ganztagsbildung zu machen und dafür dauerhaft mit zusätzlichen Fördergeldern auszustatten. Die Kinder- und Jugendhilfe muss die Ganztagsbildung maßgeblich mit ihren Werten, Prinzipien und pädagogischen Ansätzen sowie in ihrer Vielfalt der Träger und Angebote prägen, und zwar bereits im Prozess der Implementierung des Rechtsanspruchs.

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