Bericht / Dokumentation
Fachtagung 2018 | 8. Baustelle Inklusion "Armut ist Diskriminierung! Klassistische Barrieren in Kita und Grundschule erkennen und abbauen"
Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung / ISTA
Strukturebene: Bund
8. Baustelle Inklusion am 25. Juni 2018: „Armut ist Diskriminierung! Klassistische Barrieren in Kita und Grundschule erkennen und abbauen“, in der Berliner Stadtmission, Lehrter Str. 68, 10557 Berlin
„Guck mal! Ich hab neue Nike-Turnschuhe bekommen, sind die nicht cool?“, sagt ein vierjähriges Kind beim Eintreten in die Kita zu seinem/seiner Erzieher/-in.
Kim ist traurig. Er kann nicht mit den anderen Kindern zum Eislaufen gehen.
Pädagogische Fachkräfte kennen solche oder ähnliche Situationen aus der Arbeit mit Kindern. Die unterschiedlichen sozio-ökonomischen Verhältnisse, in denen Kinder aufwachsen wirken auch in Kindertageseinrichtung und Schule hinein. Auch Kinder nehmen diese Unterschiede wahr: Wer hat beim Spielzeugtag das neueste Star Wars Schwert? Wer hat das angesagte neue Smartphone? Wessen Familie verreist nie?
Wie viele Kinder von Armut betroffen sind, zeigen die Ergebnisse einer Studie von Bertelsmann: In Deutschland wachsen mehr als 17 Prozent der unter 3-Jährigen in Familien auf, die von staatlicher Grundsicherung leben. Für über die Hälfte der Kinder ist Armut keine Episode in ihrem Leben, sondern ein anhaltender Normal- und Dauerzustand.
Armut ist das Ergebnis der Vorenthaltung von Ressourcen und Rechten, die bestimmte Gruppen von Menschen besonders trifft. Klassismus ist die diskriminierende Ideologie, die glauben lässt, dass sie dies „selbst verschuldet“ hätten. Ungleiche Verteilung und Ungleichbehandlung werden damit gerechtfertigt. Und Menschen, die über ein geringes Einkommen verfügen, auf Transferleistungen angewiesen sind oder einen niedrigen Bildungsabschluss haben, erleben zusätzlich Stigmatisierung, Ausgrenzung und Diskriminierung. Klassistische Überzeugungen werden von den Einzelnen verinnerlicht, gelten als „normal“ und „selbstverständlich“ und sind deshalb besonders wirkmächtig: „Die Klasse, in die jemand geboren wird, prägt das Verständnis für die Welt und die Zugehörigkeit. Die Klasse bestimmt die Ideen, das Verhalten, Einstellung, Wertigkeiten und Sprache. Sie bestimmt, wie jemand denkt, fühlt, handelt, aussieht, spricht, sich bewegt, (…) sie bestimmt die Arbeit, die wir als Erwachsene machen (…) Klasse betrifft alle Bereiche unseres Lebens (…) In anderen Worten: Klasse ist ein soziales Konstrukt und allumfassend.“[1]
Ein diskriminierungskritischer Blick auf Armut und klassistische Machtverhältnisse erfährt in Kita und Grundschule sowie gesamtgesellschaftlich bisher zu wenig Aufmerksamkeit. Dieser Blick ist jedoch wichtig, um soziale Ausgrenzung nicht zu reproduzieren. Welche Auswirkungen haben klassistische Machtverhältnisse auf die Identitätsentwicklung sowie die Bildungsprozesse von Kindern? Wie sind Klassismus und andere Diskriminierungsformen dabei miteinander verstrickt? Welche Barrieren müssen abgebaut werden? Wie können pädagogische Fachkräfte den Auswirkungen von Klassismus und Armut begegnen und Kinder in ihren Identitäten und ihrer Entwicklung stärken?
Mit der 8. Baustelle Inklusion „Armut ist Diskriminierung! – Klassistische Barrieren in Kita und Grundschule erkennen und abbauen“ möchten wir diesem Handlungsbedarf begegnen, zu Aufklärung und Sensibilisierung beitragen sowie Handlungsspielräume erweitern!
[1]Langston, Donna (2000): Tired of Playing Monopoly? In: Adams, M. (Hrsg.): Readings for diversity and social justice. New York [u.a.]: Routledge.
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