Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland
Gemäß der föderalen Struktur der Bundesrepublik Deutschland sind sowohl der Bund als auch die Länder für die Umsetzung der EU-Jugendstrategie zuständig. Hierfür ergreifen Bund und Länder in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen Maßnahmen unter Einbezug der Akteure der Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes sowie junger Menschen selbst.
Aufgaben des Bundes
Das zuständige Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ist für die bundesweite Koordinierung und Umsetzung der EU-Jugendstrategie zuständig. Hierfür hat das BMFSFJ die Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland als einen festen Bestandteil in die 2019 verabschiedete Jugendstrategie der Bundesregierung eingebettet. So werden mit der EU-Jugendstrategie europäische Perspektiven und Inhalte in die Weiterentwicklung von nationaler Jugendpolitik und ihrer Praxis eingebracht.
Das BMFSFJ fördert zur Umsetzung der Ziele der EU-Jugendstrategie verschiedene Projekte auf Bundesebene:
- Mit dem Projekt zur Umsetzung des EU-Jugenddialogs beim Deutschen Bundesjugendring sollen junge Menschen mit politisch Verantwortlichen über die Dinge, die ihnen wichtig sind, in einen Austausch kommen.
- Die Arbeitsstelle europäische Jugendpolitik beim Deutschen Jugendinstitut erforscht, systematisiert und analysiert Fragen europäischer Jugendpolitik auf wissenschaftlicher Basis.
- Ein Projekt bei IJAB – Fachstelle für internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. trägt dazu bei, die Informationen über Jugendpolitik in Deutschland im YouthWiki mit Beispielen guter Praxis anzureichern.
- Die Europäische Jugendarbeitsagenda (European Youth Work Agenda/EYWA) und ihr Umsetzungsprozess mit dem Titel Bonn-Prozess haben zum Ziel, Youth Work europaweit zu stärken und weiterzuentwickeln. Die Umsetzung der EYWA findet auf allen Ebenen, von der lokalen über die nationale bis zur europäischen Ebene, statt. Die Mitgliedstaaten wurden in der Ratsentschließung zur EYWA im Jahr 2020 aufgefordert, nationale Prozesse zur Umsetzung der EYWA einzurichten. Unterstützt wird die Umsetzung der EU-Jugendstrategie von den EU-Jugendprogrammen Erasmus+ Jugend und Europäisches Solidaritätskorps, die in Deutschland von der Nationalen Agentur JUGEND für Europa (JfE) umgesetzt werden. Gemeinsam entwickeln BMFSFJ und JfE kontinuierlich Maßnahmen, um weitere inhaltliche Synergien in der Umsetzung der EU-Jugendstrategie und der Umsetzung der EU-Jugendprogramme für alle Beteiligten in Deutschland zu erzielen.
Das etablierte Informationsangebot zur Umsetzung der EU-Jugendstrategie auf dem Portal der Kinder- und Jugendhilfe wird in gemeinsamer Verantwortung von Bund und Ländern fortgeführt und weiterentwickelt. Mittlerweile finden sich dort mehr als 500 Meldungen, knapp 80 Projekte und zahlreiche weiterführende Informationen.
Aufgaben der Länder
Die Länder sind auf regionaler Ebene für die Umsetzung der EU-Jugendstrategie zuständig. Entsprechend der föderalen Struktur wird diese Aufgabe anhand den jeweiligen Schwerpunktsetzungen in den verschiedenen Ländern unterschiedlich umgesetzt. Beispiele von Aktivitäten sind:
- die Bereitstellung eines Informations- und Beratungsangebotes über Hintergründe, Themenstellungen und Fördermöglichkeiten der EU, des Bundes und des Landes im Zusammenhang mit der EU-Jugendstrategie,
- die Durchführung von regionalen Informationsveranstaltungen, Nutzung bestehender Beratungsstrukturen von Trägern und kommunalen Jugendämtern zur Information über die EU-Jugendstrategie,
- Stärkung des Jugendaustauschs und der internationalen Begegnung von jungen Menschen,
- Förderung des solidarischen Engagements junger Menschen. Förderung der Anerkennung von Freiwilligenarbeit und Validierung der Lernergebnisse,
- Finanzierung und Begleitung von Projekten und Maßnahmen der Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes mit europäischem Bezug,
- Absicherung und Weiterentwicklung vorhandener Partizipationsangebote für junge Menschen auf kommunaler und Landesebene und thematische Erweiterung auf Fragen mit europapolitischer Bedeutung. Stärkung von Partizipation und Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Unterstützung der Aktivitäten zum EU- Jugenddialog auf Landesebene,
- Anpassung an digitale Kommunikationsmöglichkeiten in der Jugendarbeit durch Förderung des Erwerbs von Medienkompetenz,
- Qualifizierungsangebote für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe und für Entscheidungsträger/-innen aus Verwaltung und Politik unter Nutzung der europäischen Förderprogramme, Qualitätsentwicklung in der Jugendarbeit
- Beratung zur Stärkung der Inanspruchnahme von Fachkräftebegegnungen innerhalb Europas durch Fachkräfte von Ländern und Kommunen.
Zwischenbilanz der Umsetzung
Die Europäische Kommission nahm eine Zwischenbewertung der EU-Jugendstrategie für den Zeitraum 2019–2022 ohne spezifischen Länderfokus vor. Zur Halbzeit ihrer Laufzeit wurde diese auf ihre Wirksamkeit, Effizienz, Relevanz, Kohärenz sowie ihren Mehrwert für die EU und ihre Relevanz für die weiteren Jahre bewertet. Der Bericht kommt zu einer insgesamt positiven Bewertung und befürwortet die weitere Umsetzung der EU-Jugendstrategie. Bei einzelnen Umsetzungsinstrumenten wird ein Weiterentwicklungsbedarf gesehen (u.a. beim EU-Jugenddialog, der durchgängigen Berücksichtigung junger Menschen in alle Politikbereichen und bei der EU-Jugendkoordinatorin).
Eine externe Studie und Konsultationen unterstützten die 2024 erschienene Zwischenevaluierung.