Studie
Einwanderungsfeindliche Haltung hält dem Realitätscheck nicht stand

Ablehnung von Migration und Zulauf zur extremen Rechten sind in Regionen mit viel Einwanderung schwächer. Zu diesem Ergebnis kommen Forschungsprofessor David Brady von dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Marco Giesselmann von der Universität Zürich und Tabea Naujoks von der Berliner Hertie School bei der Auswertung von Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2009-2017.
27.10.2021
Nach der Ankunft von über einer Million Geflüchteter in Deutschland 2015/16 zeigte sich auf der lokalen Ebene ein freundlicheres Bild als beim Blick auf die bundesweite Lage, die von einer Zunahme fremdenfeindlicher Haltungen und Gewalt sowie dem Zulauf zur rechtspopulistischen Partei AfD geprägt war. Gerade in Kreisen, in denen besonders viele Geflüchtete angesiedelt wurden, zeigten sich eine höhere Akzeptanz von Immigration und stärkerer gesellschaftlicher Zusammenhalt.
Ungefähr 20.000 Personen ohne Migrationshintergrund in Deutschland wurden in diesem Zeitraum mehrfach zu ihren Haltungen zur Zuwanderung befragt. Eindeutig zeigt sich ein Trend zu mehr Sorge um den sozialen Zusammenhalt und zu mehr Sympathien für extrem rechte Bewegungen und Parteien im Kontext der starken Zuwanderung 2015. Auf der Ebene von Landkreisen und kreisfreien Städten allerdings gilt ein umgekehrter Zusammenhang: Hohe Zuwanderungsquoten gehen dort mit weniger Angst vor Einwanderung und geringerer Zustimmung für extrem rechte Parteien einher. Ebenfalls nicht beobachten lässt sich in diesen Gebieten, dass Einheimische wegziehen, die Sorge um den sozialen Zusammenhalt zunimmt oder die Bereitschaft abnimmt, durch das Zahlen von Steuern das Gemeinwesen zu stützen.
David Brady zog daraus eine klare Lehre auch für zukünftige Migrationsbewegungen: „Das Beispiel zeigt, dass ausgrenzende Haltungen durch mehr Kontakt abgebaut werden können. Je mehr lokale Begegnungen es gibt, desto weniger greift der allgemeine Diskurs, der Geflüchtete zur Bedrohung macht.“
Einschränkend allerdings muss ein zweites Ergebnis der Studie genannt werden: In Kreisen mit hoher Arbeitslosigkeit ist dieser Mechanismus nicht festzustellen. Hier stößt vielmehr der Zuzug Geflüchteter auf ablehnende Haltungen. Die Forscher schließen aus diesem Befund, dass eine schwierige ökonomische Situation der ideale Nährboden für migrationsfeindliche Einstellungen ist. Die Empfehlung an die Politik liegt auf der Hand:
„Entscheiderinnen und Entscheider sollten Geflüchtete dort ansiedeln, wo die Jobperspektiven gut sind, um negative soziale Folgen abzufedern“, erklärte David Brady.
Die Studie ist in der Online-Bibliothek des WZB nachzulesen.
Quelle: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung vom 22.10.2021
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