Stellungnahme / Diskussionspapier

Soziale Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien: Die Qualität ausbauen!

Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.

Strukturebene: Bund

Soziale Arbeit sieht sich gegenwärtig vor „den massivsten sozialpolitischen Kahlschlag seit Bestehen der Bundesrepublik“ (DPWV) gestellt: Regierung und Opposition im Bund bemühen sich in einer Vielzahl neuer Gesetzesentwürfe um Kosteneinsparung und Einschränkung sozialer Leistungen. Da zugleich Länder und Kommunen auf den Zug des Sozialabbaus aufspringen, sind dadurch Leistungen, Dienste und Einrichtungen Sozialer Arbeit um vieles direkter betroffen.

Besondere Brisanz gewinnt diese Entwicklung gegenwärtig auch in der Jugendhilfe. Kommunen flüchten sich in aktionistische Stellen- und Stundenkürzungen. So sollen Jugendzentren mit einer Vollzeitkraft und die hilfesuchende Krisenfamilie mit einer Stunde sozialpädagogischer Beratung pro Woche auskommen. Intern wird angewiesen, Rechtsansprüche nicht mehr zu bedienen: Nur noch bei akuter Kindeswohlgefährdung soll eine Hilfe zur Erziehung gewährt werden. Dies führt zur drastischen Abschmelzung fachlicher Standards. Öffentliche und freie Träger setzen vermehrt Laien ein, weil sie Profis unter den gewährten Budgets nicht mehr bezahlen können. Auch wenn kurzfristig Gelder eingespart werden, handelt es sich um kurzsichtige Kürzungsstrategien: Fehlt das Jugendzentrum im sozialen Brennpunkt, kommt die Sozialpädagogische Familienhilfe nur vier Stunden im Monat, versuchen Laien Konflikte mit ihrem guten Herzen zu „heilen“, so wenden sich nicht soziale Probleme. Sie werden stattdessen mittelfristig zunehmen und weitaus höhere Folgekosten bedeuten. Fürs erste aber gilt: Da in der Jugendhilfe die meisten Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter beschäftigt sind, ist die Profession in ihrer Breite bedroht.

 

Dies hat die Bundesfachgruppe Jugendhilfe des DBSH veranlasst, sich zur heute notwendigen Qualität einer wirkungsvollen Jugendhilfe zu positionieren. Sie hat konkret hinterfragt:

 

- Was brauchen Kinder, Jugendliche und Eltern gegenwärtig,

- was die Fachkräfte, um sie unterstützen zu können und

- wie müssen die Strukturen beschaffen sein, damit die Profis dies leisten können.

 

Dabei wird die Ansicht vertreten, dass nicht das Zusammenstreichen von Leistungen, sondern vielmehr ein gezielter Ausbau der Qualität von Jugendhilfe gerade gegenwärtig erforderlich ist, wenn nach dem „PISA-Schock“ bei anhaltender Massenarbeitslosigkeit und wachsender Armut (Stichwort: „Armutsrisiko Kind“) anstehende Zukunftsaufgaben bewältigt werden sollen.

 

Die nun vorliegende Fachexpertise wurde von einer Arbeitsgruppe aus vier Sozialarbeiterinnen und zwei Sozialarbeitern zusammengetragen, die im ASD des Jugendamts, in der Heimerziehung, der Schulsozialarbeit und in der Sozialpädagogischen Familienhilfe tagtäglich mit Kindern, Jugendlichen und Eltern arbeiten und aus dieser Praxis heraus sehr genau die Bedürfnisse und Bedarfe von Kindern, Jugendlichen und Eltern einzuschätzen wissen.

Dass sich die Fachkräfte zum Thema Qualität selbst zu Wort melden - dies ist nicht nur in der Jugendhilfe selten.

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