Studie

Jugendarbeit in Deutschland - Ergebnisse einer Befragung bei Jugendverbänden und -ringen zu Strukturen und Handlungsmöglichkeiten

Jasmin Mamier, Liane Pluto, Eric van Santen, Mike Seckinger & Gabriela Zink

Strukturebene: Bund

Das Deutsches Jugendinstitut hat im Jahr 2002 eine Studie herausgebracht, die sich mit folgenden Themen beschäftigt:

"Noch bis vor kurzem wurden die Kinder und Jugendlichen in Ostdeutschland als „freizeitdepriviert“ betrachtet (...). Unsere Befunde sowie die Daten der Kinder- und Jugendhilfestatistik deuten auf einen Wandel hin. Zumindest was die Angebotsstruktur der Jugendarbeit betrifft, kann diese Situationsbeschreibung als hinfällig angesehen werden. Es ist allerdings eine interessante Diskrepanz zwischen der „objektiven“ Angebotssituation bezogen auf Einrichtungen der Jugendarbeit und dem Zufriedenheitsniveau der Jugendlichen in Ost und West bezüglich der Freizeitangebote in ihrem jeweiligen Umfeld vorhanden. Jugendliche in Ostdeutschland sind mit den Freizeitangeboten deutlich unzufriedener als die in Westdeutschland. Zumindest sind sie der Meinung, dass die Politik sich in diesem Bereich stärker engagieren müsste (...). Offensichtlich sind für die Zufriedenheit der Kinder und Jugendlichen nicht nur die Angebote im Rahmen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, sondern darüber hinaus auch das Vorhandensein von Schwimmbädern oder Sportstätten, wie etwa frei zugängliche Basketballfelder (...) sowie das Angebot an Ausgehmöglichkeiten im kommerziellen Bereich (z.B. Kneipe, Disco) wichtig. Das heißt, man kann weder unmittelbar von der Zufriedenheit mit den Freizeitmöglichkeiten auf das Vorhandensein von bestimmten Freizeitangeboten, noch aus der Betrachtung nur eines Ausschnittes des vorhandenen Spektrums an Möglichkeiten auf die gesamte Infrastruktur schließen, da es bei den Kindern und Jugendlichen offensichtlich verschiedene Prioritätensetzungen gibt.

Was die verbandliche Kinder- und Jugendarbeit betrifft, kann man insgesamt feststellen, dass bei ostdeutschen im Vergleich zu westdeutschen Kindern und Jugendlichen (noch) eine deutliche Zurückhaltung gegenüber einer Mitgliedschaft in Vereinen vorhanden ist (...). Allerdings zeigt sich nahezu durchgängig, dass in Ostdeutschland das Verhältnis der Jugendorganisationen untereinander, aber auch zum öffentlichen Träger sowie zu Institutionen außerhalb der Jugendarbeit anders und insbesondere inhaltlich breiter und intensiver gestaltet wird als in Westdeutschland. Hier zeichnet sich eine Kultur ab, die sich von der westdeutschen unterscheidet und womöglich für Kinder und Jugendliche neue wertvolle Möglichkeiten zur Entfaltung bietet. Zumindest liefert die Praxis in Ostdeutschland den Beweis, dass ein höheres Niveau der Kooperation und eine Vernetzung unterschiedlicher Akteure inner- und außerhalb der Jugendarbeit zum Wohle der Kinder und Jugendlichen möglich ist und noch viel Potenzial brach liegt."

Herausgeber

Deutsches Jugendinstitut e.V.

Kontakt

Tel.:089 62306-175, Fax: 089 62306-162, Email: santen@dji.de

Weitere Themen

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