Studie

Herkunft zensiert? Leistungsdiagnostik und soziale Ungleichheiten in der Schule

Prof. Dr. Kai Maaz, Prof. Dr. Franz Baeriswyl, Prof. Dr. Ulrich Trautwein,

Strukturebene: Bund

Die Bildungsforschung jüngeren Datums hat mehrfach darauf hingewiesen, dass Lehrkräfte, bewusst oder unbewusst, soziale Faktoren bei der Bewertung von Schülern mit einbeziehen. Nicht selten aus dem eigentlich fürsorglichen Motiv, sozial benachteiligte Schüler bei mangelnder Unterstützung im Elternhaus nicht zu überfordern, etwa durch eine milieufremde Empfehlung zum Gymnasium. Dies bedeutet keinesfalls, dass die Eltern es immer besser wüssten. Die Forschung kommt nämlich zugleich zu dem Ergebnis, dass verbindliche Schulempfehlungen von Lehrerseite insgesamt sozial neutraler ausfallen als Übergangsentscheidungen bei alleiniger Entscheidungskompetenz der Eltern. Oft wirkt die (positive) Bewertung durch Lehrkräfte also sozial „korrigierend“. Und dennoch zeigt die Statistik: Die Herkunft wird mit zensiert. Dies ist der zentrale Befund der vorliegenden

Studie.

Um den Effekt der unterschiedlichen Faktoren wie Familienhintergrund und Geschlecht zu messen, verglichen die Wissenschaftler die Schulnoten mit den Ergebnissen eines standardisierten, schriftlichen Leistungstests, der sowohl mathematisch-naturwissenschaftliche als auch sprachliche Kompetenzen misst.

Leistungsbewertung in Form von Noten und die Vergabe von Schulempfehlungen spielen hierzulande noch immer eine entscheidende Rolle für den weiteren Bildungsverlauf und die langfristigen Aufstiegschancen von Kindern und Jugendlichen. Die Wissenschaftler fragten daher, wie genau sich der soziale Herkunftseffekt zusammensetzt.

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