Gesundheit

Zahl der HIV-Neuinfektionen ist gesunken

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist gesunken. Das zeigt eine neue Modellierung des Robert Koch-Instituts anlässlich des Welt-AIDS-Tags, die eine genauere Schätzung des Infektionszeitpunktes als bisher ermöglicht.

21.11.2011

Für das Jahr 2011 schätzt das Robert Koch Institut (RKI) 2.700 Neuinfektionen (2.250 Männer und 450 Frauen). Der höchste Wert für HIV-Neuinfektionen lag nach dem neuen Modellierungsverfahren im Jahr 2006 bei rund 3.400 Infektionen und geht seitdem zurück. „Zu den wichtigsten Ursachen für diese positive Entwicklung gehören die intensivierte Prävention und die zunehmend frühere Diagnose und Behandlung HIV-Infizierter, die dann weniger infektiös für ihre Sexualpartner sind“, sagte Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts. „Aber eine HIV-Infektion ist nach wie vor nicht heilbar, auch wenn sie mit Medikamenten meist gut behandelbar ist“, unterstreicht Burger. Zur weiteren Vorsicht mahnt auch die gegenwärtig wieder steigende Zahl der dem RKI übermittelten Syphilisfälle bei Männern, die die Zahl der HIV-Neuinfektionen negativ beeinflussen könnte. Syphilis-Erkrankte stecken sich leichter mit HIV an und können HIV auch leichter übertragen.

Die Gesamtzahl der in Deutschland mit HIV oder AIDS lebenden Menschen beträgt etwa 73.000. Diese Zahl steigt seit Mitte der 1990er Jahre, da die Zahl der Neuinfektionen höher ist als die Zahl der Todesfälle. Das RKI geht nach den Ergebnissen der Modellrechnung davon aus, dass bei etwa 14.000 der insgesamt 73.000 HIV-Infizierten die Infektion noch nicht diagnostiziert worden ist. Für das Jahr 2011 werden etwa 500 Todesfälle bei HIV-Infizierten geschätzt. Die am stärksten von HIV betroffene Gruppe sind nach wie vor Männer, die Sex mit Männern haben, 45.000 der in Deutschland mit HIV oder AIDS lebenden Personen gehören zu dieser Gruppe.

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen, die oftmals unbemerkt erfolgen, ist zu unterscheiden von der Zahl der (dem RKI übermittelten) HIV-Neudiagnosen, da HIV-Infektion und -Test zeitlich weit auseinander liegen können. Die aktualisierte Schätzung zu Stand und Verlauf der HIV-Epidemie in Deutschland unterscheidet sich von früheren Schätzungen hauptsächlich dadurch, dass der Zeitabstand zwischen HIV-Infektion und HIV-Diagnose genauer in die Schätzungen einfließt. Für frühere Schätzungen musste vereinfachend davon ausgegangen werden, dass der Diagnosezeitpunkt dem Infektionszeitpunkt entspricht. Die neue Methode modelliert den tatsächlichen Verlauf der Epidemie sehr viel genauer, da der Infektionszeitpunkt jetzt auf Grundlage des klinischen Stadiums und der CD4-Zellzahl zum Zeitpunkt der HIV-Diagnose geschätzt werden kann. Bei einer HIV-Infektion verringert sich mit der Verschlechterung des Immunsystems die Anzahl der CD4 tragenden Immunzellen.

Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sagte anlässlich der aktuellen RKI-Zahlen, dass kontinuierliche Präventionsarbeit sich auszahle. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) führe seit fast 25 Jahren die nationale Präventionskampagne "GIB AIDS KEINE CHANCE" durch.

"Wichtigstes Ziel unserer Aufklärungs- und Informationsarbeit war und ist es bis heute, möglichst viele HIV-Neuinfektionen zu verhindern. Seit Beginn unserer Präventionsarbeit Ende der 80er Jahre sanken die Neuinfektionen kontinuierlich", so Elisabeth Pott.

Das Verhütungsverhalten der Bevölkerung in Deutschland habe sich seit Beginn der Aidsaufklärung stetig verbessert und erreiche heute Bestwerte. Wie aus der aktuellen Repräsentativerhebung der BZgA ‚Aids im öffentlichen Bewusstsein’ hervorgehe, benutzen 87 Prozent der 16- bis 44-Jährigen zu Beginn neuer Partnerschaften Kondome. Mitte der 90er Jahre seien es noch 65 Prozent gewesen. Noch nie zuvor hätten so viele Menschen in Deutschland ‚Safer Sex’ praktiziert wie heute.

"Diese Zahlen zeigen, dass die langjährige nationale Präventionsstrategie zur Bekämpfung von HIV/Aids in Deutschland vorbildlich ist und nachhaltig wirkt. Wichtigen Anteil daran hat die enge Zusammenarbeit zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Stellen, auf Bundesebene zwischen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Deutschen AIDS-Hilfe. Von Anfang an bestand die Strategie darin, die Bevölkerung über Infektions- und Schutzmöglichkeiten aufzuklären und zur Nutzung von Kondomen zu motivieren. Zugleich war es von Beginn an ein wichtiges Ziel, HIV/Aids in unserer Gesellschaft zu enttabuisieren und Diskriminierung HIV-positiver Menschen in Deutschland abzubauen. Den Trend der sinkenden HIV-Neuinfektionszahlen und des immer weiter verbesserten Verhütungsverhaltens müssen wir auch zukünftig durch kontinuierliche Präventionsarbeit stärken. Denn HIV ist noch immer nicht heilbar und muss lebenslang behandelt werden. Deshalb bleibt Prävention das wichtigste Mittel im Kampf gegen Aids - in Deutschland und weltweit", sagte Pott

Quellen: Robert Koch Institut / Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

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