Sozialpolitik
terre des hommes: Hilfe für Mütter in Not statt anonymer Kindesabgabe
Das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes begrüßt die Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zur Beendigung der anonymen Kindesabgabe. Nach Auffassung des Rates stehen Babyklappen und Angebote zur anonymen Geburt im klaren Widerspruch zum geltenden Recht. Das Gremium empfiehlt ferner eine sofortige Schließung der bestehenden Einrichtungen.
26.11.2009
terre des hommes sieht sich in seiner Auffassung bestätigt. "Die bestehenden Angebote haben nicht dazu beigetragen, die Tötung von Neugeborenen zu verhindern", sagte dazu terre des hommes-Experte Bernd Wacker. Nach Recherchen von terre des hommes sei die Zahl getöteter Neugeborener in den letzten Jahren trotz der Existenz von Babyklappen nicht rückläufig. Es sei offensichtlich, dass Mütter ihre Kinder in einer Paniksituation töteten, von Angeboten zur anonymen Kindesabgabe somit gar nicht erreicht würden. Außerdem stünden diese Angebote im Widerspruch zum Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft.
"Die Empfehlungen des Ethikrates sind ein großer Schritt nach vorn, der geeignet ist, die Rechte des Kindes vor den Gefahren einer anonymen Abgabe zu sichern", so Wacker. "Darum fordern wir den Gesetzgeber auf, die Empfehlungen umgehend umzusetzen und entsprechende gesetzliche Regelungen zu schaffen. Insbesondere sollten die bestehenden Klappen umgehend geschlossen und die Werbung für Angebote medizinisch assistierter anonymer Geburt im Krankenhaus verboten werden." Gleichzeitig fordert terre des hommes den Gesetzgeber auf, die legalen Hilfsangebote für Schwangere und Mütter in Not- und Konfliktsituation zu verbessern und auszubauen. In dem Zusammenhang weist terre des hommes auf die legale Möglichkeit der Adoptionsfreigabe hin, um Müttern und Kindern aus ihrer Notsituation zu helfen und die bestehenden Beratungsangebote zu verbessern.
Der Deutsche Ethikrat hat in seiner Stellungnahme hervorgehoben, dass Babyklappen und Einrichtungen zur anonymen Geburt aus ethischer und rechtlicher Sicht problematisch seien. Dies insbesondere, weil sie das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und die Beziehung zu seinen leiblichen Eltern gefährden. Dazu erklärte terre des hommes-Experte Wacker: "Vor diesem Hintergrund muss auch geklärt werden, wie dieses Recht auch nachträglich für die Kinder durchgesetzt werden kann, die seit Einführung von Babyklappen und anderen Einrichtungen weggegeben oder adoptiert wurden."
Obwohl die Angebote zur anonymen Kindesabgabe in den vergangen Jahren ständig zunahmen, ist nach Recherchen von terre des hommes die Zahl getöteter Neugeborener in Deutschland nach wie vor hoch. Im Jahre 2005 seien 20 Neugeborene tot aufgefunden worden, im Jahre 2006 32, 2007 26 und im Jahre 2008 29. In diesem Jahr wurden bereits 22 Fälle tot aufgefundener Kinder gemeldet, weitere zwölf Kinder konnten lebend geborgen werden.
Quelle: PM terre des hommes vom 26.11.2009
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