Europa

Nahezu vier von zehn Kindern in der EU erhalten formale Kinderbetreuung

39% der Kinder in der EU erhielten 2016 formale Kinderbetreuung. Dass diese Angebote nicht stärker genutzt werden, hat vor allem finanzielle Gründe. Sieben von zehn Haushalten mit einem oder mehreren Kindern waren jedoch mit dem Zugang zur formalen Kinderbetreuung zufrieden. Dies hat eine Auswertung von Eurostat zum Zugang zu sozialen Dienstleistungen in Europa ergeben.

26.02.2018

Im Jahr 2016 erhielten in der Europäischen Union (EU) 39% der Kinder im Alter von bis zu zwölf Jahren formale Kinderbetreuung: Für 29% wurde der volle oder ein ermäßigter Preis bezahlt, 10% besuchten entsprechende Einrichtungen kostenlos. Bezahlte Leistungen werden in städtischen, stadtnahen und ländlichen Gebieten ähnlich stark in Anspruch genommen (etwa ein Drittel der Kinder erhielt in allen Gebieten vollbezahlte oder vergünstigte Betreuung). Einen geringfügigen Unterschied gibt es bei der Nutzung kostenloser Dienste: Der diesbezügliche Wert liegt bei 11% in den Großstädten, bei 10% in den kleineren Städten und Vororten und bei lediglich 6% in den ländlichen Gebieten.

Gründe für Nichtwahrnehmung der Angebote

68% der EU-Haushalte mit mindestens einem Kind im Alter von bis zu zwölf Jahren sind mit dem Zugang zu formaler Kinderbetreuung zufrieden. Als Hauptgründe, aus denen diese Dienstleistungen nicht (stärker) genutzt werden, führten die Haushalte in der EU Folgendes an: finanzielle Gründe (16%), keine Plätze verfügbar (4%), ungeeignete Öffnungszeiten (3%), Entfernung (2%) sowie Unzufriedenheit mit der Qualität der Dienste (1%).

Erhebung zum Zugang zu sozialen Dienstleistungen

Betreuung und Unterstützung von Kindern ist einer der 20 zentralen Grundsätze der europäischen Säule sozialer Rechte.

Diese ausgewählten Ergebnisse, ein Auszug aus einer 2016 durchgeführten speziellen Datensammlung über den Zugang zu sozialen Dienstleistungen, wie Bezahlbarkeit von Aus und Weiterbildung, Beteiligung an Weiterbildung in Verbindung mit beruflichen Tätigkeiten oder Hobbys oder die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, werden von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, veröffentlicht.

Anteil der Kinder in formaler Kinderbetreuung

In acht EU-Mitgliedstaaten erhielt mehr als die Hälfte der Kinder im Alter von bis zu zwölf Jahren formale Kinderbetreuung. Der höchste Anteil wurde in Dänemark registriert, wo fast 86% der Kinder formal betreut wurden. Hohe Anteile bei der formalen Kinderbetreuung wurden auch in Schweden (70%), dem Vereinigten Königreich (65%) und Deutschland (64%) verzeichnet, gefolgt von Finnland (59%), Österreich und Luxemburg (je 58%) sowie den Niederlanden (56%). Am anderen Ende der Skala lag der Anteil in den folgenden neun Ländern unter 10%: Lettland (1%), Kroatien (2%), Slowakei (3%), Estland und Spanien (je 4%), Tschechische Republik (5%), Litauen (6%), Italien (8%) und Bulgarien (9%).

Deutschland knapp über dem Durchschnitt bei bezahlter Betreuung

Elf Länder lagen über dem EU-Durchschnitt (29%) für bezahlte formale Kinderbetreuung, wobei in fünf dieser Länder mehr als die Hälfte der Kinder diese Art von Betreuung erhielten: Dänemark (79%), Schweden (70%), Niederlande (56%), Deutschland und Finnland (je 52%). Die niedrigsten Anteile verzeichneten Estland, Lettland und Rumänien (je 1%).

In der Mehrheit der Mitgliedstaaten werden bezahlte Dienste stärker in Anspruch genommen als kostenlose Dienste. Dies gilt nicht für das Vereinigte Königreich (28% bezahlt, 37% kostenlos), Griechenland (10% bezahlt, 13% kostenlos), Malta (5% bezahlt, 13% kostenlos), Rumänien (1% bezahlt, 13% kostenlos) und Estland (1% bezahlt, 4% kostenlos).

Mehr bezahlte formale Kinderbetreuung in ländlichen Gebieten

In der Hälfte der Mitgliedstaaten erhielten die Kinder in städtischen Gebieten mehr bezahlte formale Kinderbetreuung als Kinder in stadtnahen und ländlichen Gebieten. In städtischen Gebieten wurden die höchsten Anteile in Schweden (fast 76%) und Dänemark (fast 74%) gemeldet, die niedrigsten in Lettland und Estland (je knapp 1%). Kinder in ländlichen Gebieten erhalten in Dänemark, Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei mehr bezahlte formale Kinderbetreuung als Kinder in städtischen und stadtnahen Gebieten. Kinder in Städten und stadtnahen Gebieten erhalten in Griechenland, Italien, Malta, Ungarn, Spanien, Lettland und Estland mehr bezahlte formale Kinderbetreuung als Kinder in Großstädten und ländlichen Gebieten.

Zufriedenheit mit dem Zugang zu formaler Kinderbetreuung

94% der Haushalte mit mindestens einem Kind im Alter bis zu zwölf Jahren in Dänemark sind mit dem Zugang zu formaler Kinderbetreuung zufrieden; darauf folgen Kroatien (92%), Bulgarien und Schweden (je 89%). Als Hauptgrund, aus dem formale Kinderbetreuung nicht (stärker) in Anspruch genommen wurde, führten Haushalte in Spanien (52%) sowie in geringerem Ausmaß in Zypern (40%) und Irland (38%) finanzielle Gründe an. Nur 1% der Haushalte in Schweden und Dänemark nannten finanzielle Gründe. Fehlende Plätze wurden am häufigsten in Lettland (16%) gemeldet, mit Abstand gefolgt von Frankreich und Finnland (je 9%). Dieser Grund wurde am seltensten in Dänemark, den Niederlanden und Zypern genannt (je unter 1%). Die höchsten Anteile an Haushalten, die nicht geeignete Öffnungszeiten angaben, verzeichnete Frankreich (5%), gefolgt von Finnland, Italien, Spanien und Griechenland (je 4%). Die Qualität der Dienste wurde in Lettland (3%), Zypern, Italien und Griechenland (je 2%) bemängelt.

Quelle: Eurostat vom 20.02.2018

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