Gesundheit
Mädchenbeschneidung: Langsamer Rückgang der grausamen Tradition
Zum Internationalen Tag gegen Mädchenbeschneidung am 6. Februar ruft UNICEF zu verstärkter Aufklärung auf, um diese jahrhundertealte Tradition zu überwinden. Obwohl die Verstümmelung weiblicher Geschlechtsorgane in den meisten Ländern verboten ist, sind jedes Jahr schätzungsweise drei Millionen Mädchen in Gefahr, an ihren Genitalien beschnitten zu werden. Zwar schreibt keine der Weltreligionen diese Praxis vor. Sie gilt aber in vielen Ländern als soziale Norm für Reinheit, Schönheit und Keuschheit.
04.02.2011
Eine neue UNICEF-Studie dokumentiert jetzt, dass auch in Ländern, in denen die Praxis noch stark verbreitet ist, ein Bewusstseinswandel begonnen hat. In Ägypten sank zum Beispiel der Anteil der Frauen, die sagten, ihre Töchter müssten beschnitten werden, von 82 Prozent (1995) auf 63 Prozent. In Äthiopien halbierte sich der Anteil der Befürworter von 60 Prozent (2000) auf 31 Prozent. Im Sudan waren in den 90er Jahren noch 79 Prozent der Frauen für die Praxis - 2006 waren es noch rund 51 Prozent.
Mädchenbeschneidungen werden oft unter unhygienischen Bedingungen und ohne Betäubung durchgeführt. Sie führen häufig lebenslang zu schweren körperlichen und psychischen Problemen und sie verletzen elementare Menschenrechte. Die Praxis ist vor allem in 28 Ländern Afrikas und im Jemen weit verbreitet. In geringerem Umfang kommt sie auch in einigen Ländern Asiens, im Mittleren Osten sowie unter Einwanderfamilien in westlichen Ländern vor. Weltweit leben zwischen 70 und 140 Millionen beschnittene Frauen.
Aufklärungskampagnen gegen Mädchenbeschneidung sind nach Einschätzung von UNICEF dann erfolgreich, wenn die Gemeinschaften diese nicht als Angriff auf ihre Kultur verstehen. Im Senegal hat zum Beispiel die UNICEF-Partnerorganisation Tostan eine breite Bewegung angestoßen. Über 4.600 Dörfer haben bereits öffentlich ihre Abkehr von der alten Tradition erklärt. Tostan, die mit Spenden aus Deutschland unterstützt wird, betrachtet die Beschneidung nicht als einzelnes Phänomen, sondern geht das Thema im breiteren Kontext von Gesundheit und Menschenrechten an. Traditionelle Kommunikationsformen wie Lieder und Gedichte spielen eine wichtige Rolle, um die Menschen zu erreichen.
Nach Einschätzung von UNICEF lässt sich die Mädchenbeschneidung nicht einfach verbieten. Zwar sind Gesetze wichtig. Doch die Entscheidung, sich von der Tradition zu lösen, kann nicht die Familie allein treffen. Eltern lassen ihre Töchter so lange beschneiden, wie in der Gemeinschaft nur beschnittene Mädchen als „rein“ und heiratsfähig gelten. Widersetzen sie sich, muss die Familie mit sozialer Ausgrenzung rechnen. Wenn sich aber die Mehrheit zur Abschaffung der Praxis bekennt, führt dies dazu, dass nicht-beschnittene Mädchen und ihre Familien zum geachteten Teil der Gemeinschaft gehören.
Die Studie findet sich <link http: www.unicef.de fileadmin content_media projekte themen beschneidung changing_a_harmful_social_convention_eng.pdf _blank external-link-new-window>unter diesem Hyperlink.
Quelle: Deutsches Komitee für UNICEF e.V.
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