Kinder- und Jugendschutz
Ethik-Erklärung zur Erforschung sexueller Gewalt verabschiedet
Das Forschungsnetzwerk "Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Kontexten" verabschiedet Richtlinien, die Wissenschaftlern Orientierung in diesem sensiblen Forschungsfeld geben sollen.
30.03.2015
Orientierung in Fragen ethischer Verantwortbarkeit und rechtlicher Grundlagen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sexuelle Gewalt im pädagogischen Umfeld erforschen, steht erstmalig ein Ethik-Kodex zur Verfügung. Die Ethik-Erklärung wurde Ende vergangener Woche in Bonn von den Mitgliedern des Forschungsnetzwerks "Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Kontexten" verabschiedet. Sie soll Forschern Orientierung in Fragen der ethischen Verantwortbarkeit und rechtlicher Grundlagen ihrer Studien geben und stetig fortentwickelt werden.
In der Präventionsforschung viel erreicht
Bundesforschungsministerin Wanka begrüßte die Richtlinien: "Seit unserer Arbeit am Runden Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch haben wir in der Präventionsforschung viel erreicht. Es hat sich gezeigt, dass in diesem sensiblen Forschungsbereich ethische Standards unabdingbar sind. Diese zu entwickeln ist dem Forschungsnetz nun in gemeinsamer Anstrengung gelungen."
Die Aufdeckung gehäufter Missbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen in pädagogischen Einrichtungen hat im Jahr 2010 auch ein Wissensdefizit offengelegt, wodurch sexueller Missbrauch in diesem Umfeld begünstigt wird und wie er verhindert werden kann. Deshalb hat es sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zum Ziel gesetzt, in Deutschland eine entsprechende Forschungslandschaft aufzubauen.
Förderung von Forschungsvorhaben und Juniorprofessuren
So werden dazu 16 Forschungsvorhaben sowie fünf Juniorprofessuren mit rund 12 Millionen Euro gefördert. Insgesamt wurden im Anschluss an die Arbeit am Runden Tisch gegen sexuellen Missbrauch seit 2011 rund 35 Millionen Euro zur Erforschung von Präventionsmöglichkeiten sexuellen Kindesmissbrauchs zur Verfügung gestellt.
In der Bonner Ethik-Erklärung empfiehlt das Netzwerk, dass Basis aller Forschung der Grundsatz sein müsse, das Wohl und die Rechte des Menschen zu schützen. So heißt es in der Erklärung: "Die Generierung neuen Wissens darf nie über die Rechte und Interessen des Individuums gestellt werden."
Vor jeder Befragung ist deshalb das Forschungsdesign gründlich zu prüfen. Wie bei bestehenden Richtlinien für die medizinische und psychologische Forschung, an der Menschen beteiligt sind, müssen zudem die Betroffenen über Sinn, Zweck, Ziel und Anlage der Untersuchung aufgeklärt werden. Die Befragten müssen ihre Beteiligung jederzeit zurückziehen können. In diesem Fall sind grundsätzlich alle bis dahin erhobenen Daten zu löschen. Berücksichtigt wird auch der Umstand, dass durch den Forschungsprozess schmerzhafte Erinnerungen ausgelöst werden können. In einem solchen Fall soll Beratung und Begleitung gewährleistet werden, wobei eine reine Übergabe von Listen und Adressen zur professionellen Hilfe nicht ausreichen soll. Für Forschungsvorhaben bedeutet dies zugleich, dass künftig Mittel für eine mögliche Supervision eingeplant werden sollten.
Für die neuen Richtlinien wurden die Ethik-Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen, der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und des Berufsverbandes Deutscher Soziologinnen und Soziologen, der World Medical Association (Deklaration von Helsinki) und Regelungen der Ethikkommissionen medizinischer Fakultäten berücksichtigt.
Neues Forschungsnetzwerk "Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt in Kindheit und Jugend"
Mit der Verabschiedung der Bonner Ethik-Erklärung geht auch eine Einladung an die Wissenschaft jenseits der BMBF-Förderlinie einher, an der Weiterentwicklung ethischer Standards in der Forschung mitzuwirken. Neben der Forschungsförderung zum Thema "Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Kontexten" werden auch Forschungsvorhaben im Bereich Gesundheit gefördert. Hier wurde ein Forschungsnetzwerk "Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt in Kindheit und Jugend" aufgebaut.
Weitere Informationen unter:
- <link http: www.bmbf.de de external-link-new-window auf den seiten des>www.bmbf.de/de/25426.php und
- <link http: www.gesundheitsforschung-bmbf.de de external-link-new-window forshcungsförderung vernachlässigung und>www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/4543.php
Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung vom 30.03.2015
Termine zum Thema
-
24.04.2024
Dem Schutzauftrag nachkommen
-
25.04.2024
Fachkonferenz Hannover: Kinderschutzkonzepte
-
25.04.2024
Fachberatung bei (Vermutung von) sexualisierter Gewalt
-
06.05.2024
Arbeitsrechtliche Aspekte in der Kinder- und Jugendhilfe
-
14.05.2024
Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen - Grundlagenfortbildung
Materialien zum Thema
-
Broschüre
Kinder- und Jugendhilfe in der Krise Zur Frage der Rechtmäßigkeit pauschaler Standardabsenkung bei (vorläufiger) Inobhutnahme und Hilfegewährung für geflüchtete unbegleitete Minderjährige
-
Broschüre
Mitsprechen, mitbestimmen, mitgestalten – Praxiswissen zu Beteiligung in der Heimerziehung (SOS kompakt, Ausgabe 8)
-
Artikel / Aufsatz
Verdacht auf innerfamiliären sexuellen Missbrauch: Herausforderungen und wie der ASD trotz und mit ihnen gut umgehen kann
-
Expertise / Gutachten
Rechtsgutachten des DIJuF: "Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe"
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Arbeitshilfe zur Erstellung von Schutzkonzepten in der OKJA - Prävention (sexualisierter) Gewalt
Projekte zum Thema
-
Kinderschutz und Kinderrechte in der digitalen Welt
-
Therapeutisches Internat Sternstunden-Mattisburg am Chiemsee
-
Hoschule für Soziale Arbeit – Fachhochschule Nordwestschweiz
Hausbesuche im Kindes- und Erwachsenenschutz in der Schweiz
-
Deutsches Jugendinstitut | Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung | Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen | Universität Hildesheim, Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
CLS | Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener – Eine Langzeitstudie
-
Bundesnetzwerk Bürgerliches Engagement (BBE) / Programmbüro ENGAGIERT FÜR KLIMASCHUTZ
Programm „Engagiert für Klimaschutz“
Institutionen zum Thema
-
Sonstige
#180grad Präventionsprojekt
-
Sonstige
Netzwerk Kinder von Inhaftierten
-
Hochschule
Hochschule Kempten und KooperationspartnerInnen
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
faX Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend für Stadt und Landkreis Kassel
-
Sonstige
Landesfachstelle Prävention sexualisierte Gewalt NRW