Bildungspolitik
DIHK: EU muss Qualifizierung von Jugendlichen verbessern!
Dass einer der Gründe für die Perspektivlosigkeit vieler britischer Jugendlicher das Fehlen eines guten Berufsbildungssystems in Großbritannien ist, glaubt Barbara Fabian, Expertin für EU-Bildungspolitik beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).
19.08.2011
Das britische Bildungssystem mit den schlecht ausgestatteten öffentlichen Schulen und seiner "Anlernqualifizierung" anstelle einer fundierten beruflichen Ausbildung sei nicht für eine gute Berufsausbildung der breiten jugendlichen Bevölkerung ausgelegt, sagte Fabian dem Online-Magazin "The European Circle" vor dem Hintergrund der jüngsten Krawalle in verschiedenen Städten Großbritanniens. Zudem verminderten sich die Arbeitsmöglichkeiten in Jobs mit geringen Qualifikationsansprüchen zusehends.
"Die Herausforderungen für die EU bestehen darin, die Qualifizierung und Beschäftigung von Jugendlichen zu verbessern und den Ansprüchen der Betriebe und des Marktes gerecht zu werden", so die Bildungsexpertin. Nur so hätten die Jugendlichen auch Beschäftigungsperspektiven.
Sie berichtete, die Europäische Union wolle bis 2020 die Schulabbrecherquote in der Union – derzeit bei rund 14 Prozent – vermindern und eine Verbesserung des Qualifikationsniveaus der EU-Bevölkerung bewirken. Da die EU aber keine eigenen Kompetenzen in der Bildungspolitik habe, müssten die Mitgliedstaaten die erforderlichen Bildungsreformen eigenständig auf nationaler Ebene umsetzen.
"Jugendliche müssen die Ausbildungsreife erreichen und dann praxisnah ausgebildet werden", so Barbara Fabian. Die EU könne diesbezüglich Berichte einfordern und mangelnde Anstrengungen bei der nationalen Umsetzung der – übrigens mit Ausnahme Großbritanniens – gemeinsam vereinbarten Bildungsziele gegenüber säumigen Mitgliedstaaten durch "naming and shaming" sanktionieren.
Als gutes Beispiel führte sie die duale Berufsausbildung in Deutschland an. Dass Jugendliche dabei sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule lernten, habe viele Vorteile. Die Betriebe könnten ihre Fachkräfte selbst ausbilden und vor einer Übernahme gut kennenlernen. Die Jugendlichen verdienten bereits Geld und hätten ihre zukünftigen Chancen klar vor Augen. Eine derart praxisnahe Ausbildung einschließlich guter beruflicher Karrieremöglichkeiten gebe es leider in den meisten europäischen Ländern nicht, bedauerte die DIHK-Bildungsexpertin.
Das System in Großbritannien funktioniere erst recht nicht, wenn aufgrund der Finanzkrise dort immer weniger Arbeitsplätze zur Verfügung stünden. Dann könne die Jugend weder etwas lernen, noch "jobben", so Fabian.
Quelle: DIHK
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