Sozialpolitik

Bildungsgewerkschaft zum Fachkräftemangel an Bildungseinrichtungen

Mit Blick auf die vielen unbesetzten Stellen an Schulen und Kitas fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), den Fachkräftemangel zu bekämpfen und Bildungsberufe attraktiver zu machen. Hierfür seien einheitliche Qualitätsstandards in Kita und Schule notwendig, die Arbeitsbelastungen müssten reduziert und eine leistungsgerechte Bezahlung sichergestellt werden. Außerdem sei eine Weiterbildungsoffensive notwendig.

31.08.2017

„Die Politik hat es über Jahre versäumt, diese Berufe aufzuwerten und die Leistung und Kompetenz anzuerkennen. Jetzt haben wir mit den Konsequenzen zu kämpfen: Fachkräftemangel herrscht nicht nur in der Industrie, in Gesundheit und Pflege sondern auch an Schulen und Kitas“, mahnte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am 31.07.2017 in Frankfurt am Main.

Qualität in Kita und Schule sichern 

„In vielen Bundesländern ist der Unterricht nicht sichergestellt, weil Lehrerinnen und Lehrer fehlen.“ Insbesondere Grundschulen seien vom Lehrkräftemangel betroffen, so Tepe. Doch auch an Kitas seien nicht genügend Erzieherinnen und Erzieher vorhanden, um den großen Bedarf an frühkindlicher Bildung und Betreuung zu decken. „Bildung und Betreuung sind gesellschaftlich wichtige Arbeiten und deshalb auch ein Thema für den Bundestagswahlkampf. Wir erwarten von den Parteien im Bundestagswahlkampf Antworten. Sie sollen sich festlegen, wie sie die Qualität in Kita und Schule sichern, die Arbeitsbelastungen reduzieren, eine leistungsgerechte Bezahlung sicher stellen und eine Weiterbildungsoffensive gestalten wollen“, forderte die GEW-Chefin. Auch die Bundesländer nahm sie in die Pflicht. Diese müssten dringend dafür sorgen, dass die Hochschulen mehr Studienplätze für die Ausbildung von Lehrkräften schaffen.

Qualitative Standards auf gleichem Niveau

Weil Eltern nicht nur Entlastung durch Ganztagsbetreuung sondern Qualität für ihre Kinder wollten, müsse an Kitas zudem die Fachkraft-Kind-Relation verbessert werden, erklärte Tepe. Wissenschaftliche Untersuchungen lägen eine Fachkraft-Kind-Relation von 1:3 in der Krippe und 1:7 in der Kita nahe. „Davon sind wir vielerorts jedoch meilenweit entfernt. Deshalb tritt die GEW für ein bundesweit einheitliches, verbindliches Kita-Qualitätsgesetz ein.“ Auch bei der Bezahlung gebe es Nachholbedarf. Insbesondere bei freien Trägern von Kitas sei die Bezahlung sehr unterschiedlich und liege mitunter weit unter den tariflichen Standards. „Wir wollen Tariflohn für alle!“, so die Bildungsexpertin. „Wenn die qualitativen Standards für Bildung, Erziehung und Betreuung und das Anforderungsprofil des Berufs für alle Bundesländer und alle Träger auf gleichem Niveau liegen, müssen dem auch die tariflichen Standards entsprechen.“

Arbeitsplatz Grundschule aufwerten 

Der Arbeitsplatz Grundschule müsse ebenfalls attraktiver werden, denn hier sei der Lehrkräftemangel besonders groß. Das Einkommen von Grundschullehrkräften sei aber im Vergleich zu Fachkräften in der Industrie oder Lehrkräften an weiterführenden Schulen zu niedrig, erklärte Tepe. „Die gesellschaftliche Wertschätzung für die Arbeit mit Grundschulkindern muss sich auch in der Bezahlung niederschlagen“, forderte sie. „Dass das in Berufen, die überwiegend von Frauen gewählt werden geht, zeigen die Länder Berlin und Brandenburg. Sie haben die Bezahlung von Grundschullehrkräften erhöht.“ Tepe forderte Ministerpräsidentinnen der Länder und die Kultusministerkonferenz auf, sich an einen Tisch zu setzen und Bildungsberufe aufzuwerten.

Qualitäts- und Weiterbildungsoffensive starten 

Dem Fachkräftemangel lasse sich entgegenwirken, so Tepe. „Wir erwarten von den Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, dass sie sich für eine Qualitätsoffensive in Kita und Schule einsetzen und Frauenberufe, wie den der Erzieherin oder Grundschullehrerin, aufwerten.“ Die GEW-Vorsitzende forderte zum Abschluss, dass die Parteien zudem eine Weiterbildungsoffensive starten, die den Wiedereinstieg, die berufliche Umorientierung und die Öffnung für gesellschaftliche Vielfalt fördern.

Quelle: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vom 31.08.2017

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