Bildungspolitik

Berufsbildung: Blick über den Tellerrand

Durch die Teilnahme am "TEAM Beruf", dem Angebot für Azubis und Berufsschüler des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen, können beispielsweise Kfz-Mechaniker, Köche und Kaufleute neue Stärken entdecken und ihre Soft Skills verbessern.

15.09.2015

Für Reiseverkehrskaufleute, Flugbegleiter oder Übersetzer gehören Fremdsprachen schon in der Lehre zur Tagesordnung. Doch nützen Sprachkennnisse auch Mechatronikern oder Immobilienfachleuten? Experten sind sich einig, dass Auszubildende in vielerlei Hinsicht davon profitieren. Zum Beispiel durch die Teilnahme am "TEAM Beruf", dem Angebot für Azubis und Berufsschüler des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen.

Seit mehr als 25 Jahren fördert der <link https: www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de external-link-new-window des bundeswettbewerbs>Bundeswettbewerb Fremdsprachen mit einer eigenen Wettbewerbskategorie Jugendliche, die ihren ersten berufsqualifizierenden Abschluss anstreben. Ob gewerblich-technische Azubis von mittelständischen Unternehmen, Kaufleute bei Großkonzernen oder Auszubildende in dualen Studiengängen: Rund 100 Teams aus dem gesamten Bundesgebiet stellen sich jährlich der Herausforderung des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen. Diese geht weit über Vokabel- und Grammatikwissen hinaus. In einer oder mehreren Fremdsprachen produzieren die Teilnehmer eine Multimedia-Präsentation, ein Video oder Hörspiel, in dem es um Themen ihres beruflichen Alltags geht.

"Sprachen funktionieren nicht allein – es braucht immer Kommunikation und Inhalte", sagt Liane Müller, die die berufliche Bildung beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen koordiniert. "Erfolgreiche Teams zeichnen sich auch durch Ideen, Fachwissen, gute Kommunikationsfähigkeiten, Diplomatie und Teamgeist aus". Schließlich müssten oft zunächst einmal Leitung, Personalrat oder der Werkschutz vom Videodreh auf dem Betriebsgelände überzeugt werden.

Das Lernen in Projekten wird immer wichtiger

"Wir verabschieden uns in den vergangenen Jahren immer mehr vom reinen Auswendiglernen. Stattdessen wird das Lernen in Projekten immer wichtiger", erklärt Prof. Dr. Michael Heister. Der Wirtschaftswissenschaftler ist beim <link https: www.jugendhilfeportal.de institution bundesinstitut-fuer-berufsbildung external-link-new-window informationen über>Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für "Berufliches Lehren und Lernen, Programme und Modellversuche" verantwortlich und weiß um die didaktischen Vorteile der Projektarbeit im Team: "So werden nebenbei Soft Skills gelernt und es wird Kreativität erweckt. Zudem lernt man einfach nachhaltiger, wenn man gleichzeitig aktiv handelt und auch Gefühle einbezogen werden.

"Die Bedeutung sozialer Kompetenzen ist erheblich gestiegen, sie stellen längst eine zweite wichtige Säule neben den Fachkenntnissen dar", sagt Heister. "Dies zeigt sich besonders in den Einstellungsverfahren. Auch bei der Rekrutierung von Auszubildenden werden heute entsprechende Test eingesetzt, um etwas über deren Soft Skills zu erfahren, beispielsweise Rollenspiele, Gruppendiskussionen oder Postkorbübungen."

"Projektmanagement-Seminare sind bei uns fester Bestandteil der Ausbildung", sagt Gabriele Schmitz, Personalentwicklerin bei der Vivawest Wohnen GmbH in Gelsenkirchen. "Natürlich kann man die Methoden auch an Beispielen üben, aber besser ist ein ‚echtes‘ Projekt mit klaren Vorgaben, was den Zeitrahmen und das Ergebnis angeht." Deshalb motiviere sie die jungen Immobilienfachleute zur Teilnahme am Bundeswettbewerb Fremdsprachen.

Ideale Plattform

Für das eher lokal ausgerichtete Wohnungsunternehmen gehören Fremdsprachen zwar nicht unbedingt zum Tagesgeschäft. Dennoch sei der Azubiwettbewerb eine gute Möglichkeit, "über den Tellerrand des Alltags hinauszublicken" und die Chance, "neue Stärken zu entdecken". Bei vielen sorge das Engagement für ihr Fremdsprachenprojekt regelrecht für einen richtigen Entwicklungsschub, sagt Schmitz.

Ähnliche Erfahrungen hat Elke Wildenhayn von der Susanna-Eger-Schule für Backhandwerk und Gastgewerbe gemacht. Bereits siebenmal sind Teams von der Leipziger Berufsschule beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen angetreten. "Ich stelle den Wettbewerb immer im ersten Lehrjahr vor. Gerade für die Schülerinnen und Schüler, die mit dem üblichen Ausbildungsprogramm eher unterfordert sind, ist ein Fremdsprachenprojekt eine tolle Ergänzung", sagt die Ausbilderin.

Aus dem Gästeservice in Hotels- und Restaurants seien Fremdsprachen gar nicht wegzudenken. Aber auch angehende Köche müssten fremdsprachlich einiges draufhaben – in jedem Falle die Küchensprache Französisch. Für die neuen Auszubildenden biete die Projektarbeit im Team eine ideale Plattform um sich kennenzulernen, ergänzt Elke Wildenhayn. "Außerdem spielt die Gruppendynamik bei der Ideenfindung und Umsetzung der Beiträge eine große Rolle. Da entwickeln viele Gruppen richtig Ehrgeiz!"

Neue Impulse, Kontakte und Netzwerke

Dieser Ehrgeiz hängt wohl auch mit den Auszeichnungen des Wettbewerbs zusammen. Neben Geldpreisen erhalten die besten Teams eine Einladung zum "Azubiturnier", ein Wochenendaufenthalt, bei dem die Preisträger ausgezeichnet werden. "Das Spannendste beim Azubiturnier ist aber die zweite Runde: Die Teilnehmer der unterschiedlichen Unternehmen Schulen produzieren an diesem Wochenende in neu zusammengewürfelten Teams eine Bühnenpräsentation", sagt Liane Müller vom Bundeswettbewerb Fremdsprachen.

Beim ersten gemeinsamen Abendessen des TEAM Beruf-Finales treffen also angehende Frisöre auf Hotelfachleute, Köche auf Industriekaufleute und Immobilienexperten auf handwerkliche Talente. Was sie verbindet, ist das Interesse an Menschen, Kulturen und die Offenheit für andere Themen und Blickwinkel. Neue Impulse, Kontakte und Netzwerke sind da garantiert. Der Blick über den Tellerrand ebenfalls – auch nachdem die Tische abgeräumt sind.

Quelle: <link http: www.bildung-und-begabung.de external-link-new-window von bildung>Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH

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