Im Fokus
bemalt und ungenormt || Frauen im Ostpunk
Der Westen hat von ihnen kaum Notiz genommen, das Regime im Osten dafür umso mehr: den Punks. Jugendliche dieser Subkultur gerieten in radikalen Gegensatz zu den „sozialistischen Normen“ und erlitten besonders harte staatliche Repressionen. Frauen bildeten unter ihnen eine Minderheit. Ihre Rolle ist bislang kaum thematisiert worden.
21.10.2009
Anlässlich des 20. Jubiläums von friedlicher Revolution und Mauerfall findet dazu am Freitag, 13.11.09, um 20 Uhr im Jugendwiderstandsmuseum Galiläa-Kirche in Berlin-Friedrichshain eine Veranstaltung mit Film, Diskussion und „Mucke“ / Punk-Disko statt. Der Eintritt ist frei. Organisiert wird der Abend von Studenten des Instituts für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin.
Gezeigt wird der Film Störung Ost von Mechthild Katzorke und Cornelia Schneider. In der anschließenden Diskussion tauschen sich die Regisseurin M. Katzorke, die Autorin Anne Hahn und die Punkerin „Tupfer“ über ihre Erfahrungen als Punk in der DDR aus. Zu vorgerückter Stunde sind alle Besucher/innen eingeladen, mit dem DDR-weit bekannten Punker Speiche (Ex-Eimer) in die musikalische Welt des Ost- und Westpunks einzutauchen.
Störung Ost aus dem Jahr 1996 beschreibt die Begegnung ehemaliger Punks während einer Dampferfahrt auf der Spree. Die Regisseurinnen und früheren Punkerinnen sind Pfarrerstöchter, denen die Oppositionsarbeit ihrer Eltern zu brav war. Sie entdecken, dass die Herkunft ihrer früheren Cliquengenossen auch nicht ohne Brisanz war: Der Vater des Einen beim Innenministerium, die Mutter des Anderen bei der Staatssicherheit. Punk-sein, das bedeutete für jede/n etwas anderes. Was die Aufbegehrenden verband, war die westliche Musik. Die schmuggelten ihre Großmütter - reisemündige DDR-Bürgerinnen - über die Grenze. Im Westen aber nahm man von den bunten, lebenshungrigen Jugendlichen kaum Notiz. Sie passten nicht in das Bild von der grauen Zone DDR. Dafür konnten die Regisseurinnen in den Stasi-Archiven Dokumente finden, die belegen, wie stark die Punks als Bedrohung des Regimes wahrgenommen wurden. Viele von ihnen waren im Gefängnis, und aus den Gesprächen wird deutlich, wie einschneidend diese Erfahrungen für ihr weiteres Leben waren. Gleichwohl lässt der Film die Freude, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit spüren, die das Leben der Punks in der DDR auch auszeichneten.
In der Diskussion wird das Augenmerk auf den Frauen im Ostpunk liegen: Warum wurden Mechthild Katzorke, „Tupfer“ und Anna Hahn Punkerinnen? Wie nahmen sie die Szene wahr? Ging es immer nur libertär und lustig zu - auch zwischen den Geschlechtern? Wie gestaltete sich ihr Alltag? Welchen Diskriminierungen waren sie durch Staat und Gesellschaft ausgesetzt? Welche Freiräume haben sie sich dennoch genommen?
Film: Störung Ost - Punks in der DDR 1981-1983, Anita AV/ZDF 1996, 77 Min., Regie: Mechthild Katzorke, Cornelia Schneider
Diskussion: Mechthild Katzorke (Regisseurin), „Tupfer“ (Punk), Anne Hahn (Autorin),
Moderation: Dr. Dirk Moldt (Historiker)
Musik: DJ „Speiche“ (Ex-Eimer)
Zeit: 13.11.2009, 20:00 Uhr, Ort: Jugendwiderstandsmuseum Galiläa-Kirche, Berlin-Friedrichshain,
Rigaer Str. 11, U5 Frankfurter Tor, Tram M10, 21 Bersarinplatz, Eintritt frei
Konzept und Realisierung: Sophia Bickhardt, Martin Freiberg, Tobias Müller
Kontakt: Sophia Bickhardt, Tel.: 0176 29930406, <link mail ein fenster zum versenden der>[email protected]
Quelle: Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin
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