Gesundheit

Baden-Württemberg erweitert kinder- und jugendpsychiatrisches Angebot um 189 Plätze/Betten

Die Landesregierung Baden-Württemberg hatte im vergangenen Jahr den Ausbau an tagesklinischen Plätzen und vollstationären Betten um 165 auf 823 Plätze/Betten bis 2010 beschlossen. Gesundheitsministerin Dr. Monika Stolz verkündete heute in Stuttgart den Vollzug dieses Beschlusses.

23.04.2010

„Als Kinderbeauftragte des Landes ist es mir ein besonderes Anliegen, dass alle Kinder und Jugendlichen sich so entwickeln können, wie es ihren eigentlichen Anlagen und Begabungen entspricht“, erklärte Baden-Württembergs Gesundheitsministerin Dr. Monika Stolz heute in Stuttgart. Daher sei es notwendig, gerade psychische Erkrankungen möglichst früh zu erkennen und im Rahmen eines hochwertigen therapeutischen Gesamtkonzepts zu behandeln. „Deswegen haben wir 189 neue Betten beziehungsweise Plätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen“, bilanzierte Stolz vor dem Landeskrankenhausausschuss.

Das zusätzliche Kontingent sollte so verteilt werden, dass alle Regionen des Landes bedarfsgerechte Versorgungsangebote erhalten. „Wir verfügen nun insgesamt über 847 Betten/Plätze“, so Stolz, „da hierbei auch Anteile an der bundesland-überschreitenden Versorgung und Anteile für die Sonderversorgung berücksichtigt wurden. Trotz knapper Ressourcen wird sich die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in unserem Land deutlich verbessern. Auf dieser Verbesserung werden wir uns aber nicht ausruhen. Eine erneute Prüfung der Bedarfsgrundlagen ist für die Zeit ab 2011 vorgesehen“, sagte die Ministerin.

Die psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen haben zugenommen: Störungen wie ADHS, Angststörungen, Störungen des Sozialverhaltens, depressive Störungen und Essstörungen werden in aktuellen Studien als „neue Morbidität“ bezeichnet. Stolz sagte: „Die genaue Häufigkeit dieser Erkrankungen lässt sich allerdings statistisch kaum ermitteln, da die Abgrenzung zwischen „verhaltensauffällig“ und „psychisch krank“ in vielen Fällen schwierig ist und die Übergänge zwischen beratungs-, erziehungs- und behandlungsbedürftig fließend sind.“ Und war es daher wichtig, „erfahrene und leistungsfähige Anbieter der Kinder- und Jugendpsychiatrie bei der Standortentscheidung zu berücksichtigten“, erläuterte Stolz. „Sie sind in der Lage, das gesamte Spektrum kinder- und jugendpsychiatrischer Krankheitsbilder abzudecken.“ Wichtig sei es, die Behandlungskette sicherzustellen und mit den Einrichtungen der Jugendhilfe zusammenzuwirken, sowie eine entsprechende Nähe zu pädiatrischen Abteilungen. 

Neun bestehende kinder- und jugendpsychiatrische Kliniken und Abteilungen wurden erweitert. Dies betrifft Stuttgart, Weinsberg, Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim, Freiburg, Ulm, Ravensburg und Gammertingen. An zehn weiteren Standorten kann erstmals ein (teil-) stationäres kinder- und jugendpsychiatrisches Behandlungsangebot ans Netz gehen. Dabei handelt es sich um Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, Heilbronn, Schwäbisch Hall, Bruchsal, Rastatt, Radolfzell, Albstadt-Ebingen und Aulendorf. Lediglich in einer Region (Heilbronn-Franken) sind die Verhandlungen über einen kleineren noch zu vergebenden Anteil an kinder- und jugendpsy-chiatrischen Behandlungskapazitäten noch nicht abgeschlossen. „Wir haben einen Schwerpunkt auf den Ausbau von tagesklinischen Angeboten gelegt“, schilderte die Ministerin. Damit verbessere sich die Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher auch in der Fläche deutlich. Sie betonte aber auch: „Im Hinblick auf die vorrangig zu erfolgende ambulante Versorgung der Kinder und Jugendlichen werden jedoch keine übermäßigen (teil)stationären Angebote geschaffen. Baden-Württemberg weist damit Versorgungsangebotszahlen auf, die im bundesweiten Durchschnitt liegen.“

Auch in der Krankenhausförderung des Landes spiegele sich der hohe Stellenwert des flächendeckenden und wohnortnahen Ausbaus der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung wieder. So konnten beispielsweise in Ellwangen, Lörrach und Stuttgart erstmals entsprechende vollstationäre Angebote mit Mitteln aus der Krankenhausfinanzierung (rund 14,1 Mio. €) gefördert werden. Ebenso ist vorgesehen, zwei größere vollstationäre Einheiten am Klinikum Esslingen und am Christophsbad Göppingen zu etablieren und im Rahmen des Jahreskrankenhausbauprogramms 2010 zu unterstützen. Mit beiden Baumaßnahmen soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Bis zur Inbetriebnahme dieser beiden Vorhaben (voraus-sichtlich 2011/12) wurden Provisorien mit finanzieller Unterstützung des Landes geschaffen, um dennoch die regionale Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher zu verbessern.

In Karlsruhe wird derzeit mit Mitteln des Sonderkonjunkturprogramms (7,2 Mio. €) ein Komplettneubau der nicht mehr zeitgemäß untergebrachten Kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung des Städtischen Klinikums gefördert. Darüber hinaus konnten weitere bereits bestehende Einrichtungen (u.a. am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim Förderung rund 4,1 Mio. €) mit erheblichen Landesmitteln baulich und funktional an die gestiegenen Bedürfnisse von Patienten und Personal angepasst werden. Weitere Investitionsmittel des Landes flossen im Dezember 2009 auch in die Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in den Mariaberger Heimen am Standort Gammertingen (700. 000 €).

Die Ministerin erklärte: „Durch den gezielten weiteren Ausbau der tagesklinischen Angebote konnte landesweit sehr rasch eine gewisse Entlastung bestehender Einrichtungen erzielt werden. Ebenso konnte ein wichtiger Beitrag zu einer deutlich verbesserten wohnortnahen Versorgung der betroffenen Kinder und Jugendlichen geleistet werden.“ In diesem Zusammenhang seien beispielsweise die jüngst neu geschaffenen Einrichtungen an den Standorten in Stuttgart-Heumaden, Rastatt und Albstadt anzuführen. Insgesamt habe das Land in den vergangenen zehn Jahren zur Verbesserung und dem weiteren Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie deutlich über 40 Millionen Euro investiert. 

Herausgeber: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg

ik

 

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