Flucht und Migration

Angriffe auf Flüchtlingskinder nehmen zu

Die Zunahme von Gewalt gegen Geflüchtete macht auch vor Minderjährigen nicht Halt. Die Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt registrierten im vergangenen Jahr mehr Angriffe auf Flüchtlingskinder als im Jahr zuvor, das ergeben Recherchen des ARD-Magazins "FAKT". Demnach wurden im vergangenen Jahr mindestens 261 ausländische Kinder Gewaltopfer. Im Jahr 2015 wurden 179 Fälle gezählt.

01.02.2017

Bundesweite Zahlen gibt es nicht, der massive Anstieg von Gewalt gegen Flüchtlingskinder wurde aber in allen sieben deutschen Beratungsstellen registriert. So zählten die Opferberatungsstellen in Ostdeutschland und Berlin im Jahr 2015 172 rassistisch motivierte Angriffe auf Kinder bis 16 Jahre. 2016 waren es schon 242 – eine Steigerung um 41 Prozent.
Sven Peter von der "ezra, Opferberatung Thüringen“ gegenüber „FAKT": "Das haben wir in dieser Fülle noch nicht gehabt. Es gab schon mal Fälle, wo auch Erwachsene, organisierte Neonazis, Kinder angegriffen haben. Aber in der Fülle, wie es jetzt ist, hatten wir es noch nicht. Also es ist tatsächlich eine zurückgehende Hemmschwelle. Kinder anzugreifen ist nochmal was ganz anderes als Erwachsene anzugreifen."

Die Dunkelziffer aller Straftaten dürfte allerdings sehr viel höher liegen. Die Beratungsstellen, die es lediglich in den ostdeutschen Bundesländern, Berlin sowie in Nordrhein-Westfalen gibt, registrierten ausschließlich Fälle von Körperverletzungen, versuchte Körperverletzungen sowie massive Bedrohungen aus politischen und rassistischen Motiven. Nicht gezählt werden bloße Beleidigungen oder Diskriminierungen. Außerdem haben die Beratungsstellen nicht von allen Fällen Kenntnis. Die Definition von Kindern ist in den Beratungsstellen unterschiedlich, einige Stellen beziehen bis 13-Jährige mit ein, andere bis 16-Jährige.

Der Soziologe und Rechtsextremismusforscher Matthias Quent macht als Ursache für die gestiegenen Gewaltdelikte auch die derzeitige Stimmung im Land verantwortlich. "Der aktuelle Rechtsruck, der sich widerspiegelt in den Pegida-Mobilisierungen, in rassistischen Tönen, in rechtspopulistischer Mobilisierung, in den Hasskommentaren in den sozialen Netzwerken allgemein, das ist natürlich der Stoff, aus dem Gewalttäter das Gefühl kriegen, sie handeln im Sinne einer größeren Mehrheit und können deswegen ihre Gewalt als berechtigt erfahren", sagte der Soziologe dem ARD-Magazin.

Quelle: Pressemitteilung des MDR Mitteldeutscher Rundfunk vom 24.1.2017

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