Gesundheit

ADHS: Debatte um Physiotherapie oder Psychopille

Ärzte und Wissenschaftler der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden erforschen Therapien für Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Diese können mit Physiotherapien und Medikamenten behandelt werden. Eine ganz andere Form ist das Elterntraining. Die Mediziner vergleichen diese drei Formen.

12.01.2012

Medikamente oft erste Wahl

"Bisher hat niemand einen Vergleich zwischen den Therapieformen gemacht. Medikamente sind schneller im Einsatz als andere Therapieformen", erklärt Holger Ostermeyer, Sprecher des Universitätsklinikums, gegenüber pressetext. Die Wirksamkeit von physiotherapeutischen Programmen bei Kindern mit ADHS und motorischen Beeinträchtigungen ist noch nicht hinreichend untersucht.

Die Forscher möchten herausfinden, welche Fortschritte Kinder machen, die zwei Monate lang zweimal pro Woche jeweils 45 Minuten dieses physiotherapeutische Programm absolvieren. Die Ergebnisse werden verglichen mit den Verbesserungen in der Motorik als auch den Fortschritten in der Aufmerksamkeit, die sich bei ADHS-Patienten allein durch die Gabe des Methylphenidat-Medikaments einstellen.

Beide Gruppen werden mit einer dritten Patientengruppe verglichen. In dieser Gruppe werden die Eltern im Umgang mit ihren oft sehr schwierigen Kindern geschult. "Viele unserer Patienten fallen nicht nur durch ihre Zappeligkeit und ihre Konzentrationsschwächen auf, sondern haben auch große Probleme beim Schreiben oder anderen feinmotorischen Bewegungen wie dem Binden einer Schleife.

Wirkstoff Methylphenidat umstritten

Viele Kinder sind oft von Koordinationsproblemen betroffen, so dass sie sich beim Lernen komplexerer Bewegungsabläufe wie Ballwerfen und Fahrradfahren schwer tun. Sie bewegen sich verkrampft und sind verspannt. Dadurch werden sie noch mehr zu Außenseitern", berichtet Sina Wanderer. Die Psychologin gehört zum Team der Kinder- und Jugendpsychiatrie, das die ADHS-Patienten ambulant und tagesklinisch therapiert.

Mit der Einschulung spitzt sich die Situation zu: Die hyperaktiven Kinder können sich nicht in den Ablauf des Unterrichts integrieren. Sie haben auch Schwierigkeiten, sich über eine längere Zeit zu konzentrieren und still zu sitzen. Bei Eltern und auch Lehrern drängt sich meist schon im ersten Schuljahr die Vermutung auf, dass die zappeligen, unausgeglichenen Kinder unter einer ADHS leiden könnten.

Bei einem Drittel bestätigt sich dieser Verdacht. Die Frage nach einer erfolgversprechenden Therapie löst oft große Kontroversen aus: Der Wirkstoff Methylphenidat, der unter anderem im Medikament "Ritalin" enthalten ist, wird oft von Ärzten verschrieben, stößt als Psychostimulanzie jedoch auf die Skepsis von Eltern und auch einigen Medizinern.

Quelle: <link http: www.pressetext.com news _blank external-link-new-window external link in new>pressetext.redaktion 

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