Jugendpolitik

25 Zivis diskutieren mit Paderborner Erzbischof und Bundesbeauftragtem für den Zivildienst

Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker war zusammen mit dem Bundesbeauftragten für den Zivildienst, Dr. Jens Kreuter, und dem Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig ins Altenzentrum St. Veronika in Paderborn gekommen, um mit 25 Zivildienstleistenden aus Paderborn zu diskutieren.

04.03.2010

Das Erzbistum Paderborn steht bundesweit an dritter Stelle, wenn es um die Zahl der eingesetzten Zivildienstleistenden geht. 1006 „Zivis“ arbeiten zurzeit in katholischen Einrichtungen der Diözese, im Kreis Paderborn sind 219 Zivildienstleistende tätig. Ob das in Zukunft so sein wird, ist nicht klar. Der Zivildienst steht möglicherweise vor großen Änderungen, wenn die Wehrdienstzeit verkürzt wird. Das hat auch Auswirkungen für die sozialen Verbände.

„Die Wahrnehmung verändert sich“, sagt Reto Bohnwagner über seine Zivildienstzeit. Er ist neun Monate lang „Zivi“ beim Caritas-Verband Paderborn. Als Mitarbeiter im Mobilen Sozialen Dienst fährt und versorgt er Menschen mit Behinderungen oder Senioren. „Manchmal muss ich schon schlucken“, gibt der junge Mann zu. Trotzdem: Für den Zivildienst würde er sich nach seinen guten Erfahrungen bei der Caritas noch mal melden.

Reto Bohnwagner hatte am Mittwoch aufmerksame Zuhörer. Erzbischof Hans-Josef Becker war zusammen mit dem Bundesbeauftragten für den Zivildienst, Dr. Jens Kreuter, und dem Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig ins Altenzentrum St. Veronika in Paderborn gekommen, um mit 25 Zivildienstleistenden aus Paderborn zu diskutieren. Zwei Stunden lang kam es zu einer offenen Aussprache, bei der kein Thema ausgelassen wurde. Dennoch wurde kaum Kritik laut: Die Zivis der Caritas sind fast ohne Ausnahme sehr zufrieden mit ihrer Einsatzstelle. 

Jens Kreuter weiß, dass die hohe Zufriedenheit keine Ausnahme ist. „Gute Plätze für Zivildienstleistende sprechen sich durch Mundpropaganda schnell herum“, sagt er. Nicht so attraktive Stellen werden dann einfach nicht mehr besetzt. Gut informiert über das Angebot der freien Stellen sind die jungen Männer auf jeden Fall, denn die meisten schauen ins Internet - und da ist die Internetplattform für Zivis, die der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn ins Netz gestellt, „einzigartig gut“. 

Auch wenn die Zufriedenheit groß ist: Der eine oder andere Zivi macht während der Dienstzeit die Erfahrung, wo seine persönlichen Grenzen sind. Diesen Aspekt der „Selbstfindung“ betonte Erzbischof Hans-Josef Becker. Man könne solche Erfahrungen nicht theoretisch machen, sagte der Erzbischof. „So lernt man, was es heißt, ein Stück weit von seinem Ego abzusehen.“ 

Diese Erfahrung machen in Zukunft möglicherweise weniger Zivis. Die Berliner Koalition plant zum 1. Januar 2011 eine Verkürzung der Wehrdienstzeit - und damit auch der Zivildienstzeit - auf sechs Monate. Abzüglich Urlaub, Fortbildungen und anderer Auszeiten stehen die Zivis dann nur noch etwa vier Monate zur Verfügung, hat Jens Kräuter ausgerechnet. 

In den Einsatzstellen macht das die Organisation des Zivildienstes sehr schwierig. „Unsere Zivildienstleistenden betreuen beispielsweise Schulkinder. Was ist, wenn sie jetzt schon zum Jahresende, als zur Mitte des Schuljahres, wieder gehen?“ fragte Patrick Wilk, Geschäftsführer des Caritas-Verbandes Paderborn, der 37 Zivildienstleistende einsetzt. Neue Zivis findet man um die Jahreswende viel schlechter als im Sommer, wenn die jungen Männer grade aus der Schule entlassen worden sind. „Wir müssen aber jetzt schon die Verträge unseren Partner machen, ohne zu wissen, ob uns die Zivildienstleistenden dann zur Verfügung stehen.“ 

Es gibt aktuelle Lösungsvorschläge, die vom freiwilligen Aufstocken der Dienstzeit bis zur absoluten Einstellung des Zivildienstes in sozialen Einrichtungen reichen. Konkret ist zurzeit jedoch nichts. Das ist besonders problematisch, weil alle Zivis, die ab Juni 2009 eingestellt werden, schon von der Verkürzung betroffen wären. Für Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig ist eine Sache auf jeden Fall klar: „Wir wollen auch weiterhin den Zivildienst. 

Das wollen auch die jungen Männer, selbst wenn sie im Vergleich zu Frauen erst neun Monate später in die Ausbildung oder in den Job kommen. „Vorher hat das vielleicht eine Rolle gespielt“, sagt Radoslaw Koselski, Zivi und Hausmeister im Altenzentrum St. Veronika, „aber jetzt kann ich sagen: Auf dieses dreiviertel Jahr kommt es nicht an, nach allem was ich erlebt habe .“ 

Quelle: Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e.V.

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