Armutsrisiko

Stimmen zur Studie „Mehrkindfamilien gerecht werden“

In der Studie „Mehrkindfamilien gerecht werden“ kommt die Bertelsmann-Stiftung zu dem Ergebnis, dass Familien mit mehreren Kindern in Deutschland häufiger von Armut betroffen sind, als Haushalte mit weniger Kindern. Fast ein Drittel aller Familien mit drei oder mehr Kindern gelten als einkommensarm. Zu den Ergebnissen der Studie haben sich mehrere Verbände geäußert.

18.11.2022

Die Studie der Bertelsmann-Stiftung „Mehrkindfamilien gerecht werden“ kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass fast die Hälfte der Kinder in Mehrkindfamilien (46 Prozent) im SGB II-Bezug lebt. Sie macht auf die verschärfte Schwierigkeit für Eltern in Mehrkindfamilien aufmerksam, Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren und thematisiert die Vorurteile, mit denen sich Mehrkindfamilien konfrontiert sehen.

Mehrere Verbände haben sich zur Studie der Bertelsmann-Stiftung geäußert.

Stimmen zur Studie

Deutscher Familienverband

Der Deutsche Familienverband begrüßt in einer Pressemitteilung, dass die Studie dabei hilft, wissenschaftliche Lücken im Bezug auf Mehrkindfamilien zu schließen. Er stellt auch heraus, dass die gesellschaftliche Funktion von Mehrkindfamilien zu wenig geschätzt und berücksichtig wird.

„Fehlende politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit für Mehrkindfamilien führt viel zu lange zu ungeeigneten Wohnverhältnissen, finanziellen Schwierigkeiten, Betreuungsproblemen und anderen Nachteilen. Neben Vorurteilen und Stigmatisierung ist es nicht verwunderlich, dass sich immer weniger Familien für mehr als zwei Kinder entscheiden.“

evangelische arbeitsgemeinschaft familie (eaf)

Die evangelische arbeitsgemeinschaft familie betont in einer Pressemitteilung (PDF: 66,4 KB) noch einmal die Vielfältigkeit von Mehrkindfamilien. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass mehr Kinder auch mehr Sorgearbeit bedeuten und fordert diesbezüglich Lösungen.

„Gerade Familien mit drei oder mehr Kindern brauchen eine ihnen zugewandte Zeitpolitik. Wir benötigen Lösungen, die ausreichend Zeit für Sorgearbeit in der Familie ermöglichen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern und Partnerschaftlichkeit individuell gestalten lassen.“

Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V.

Auch der Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V. geht in seiner Pressemitteilung bezüglich der Studie auf die Vielfältigkeit von Mehrkindfamilien und die Notwendigkeit, ihre spezifischen Bedarfe zu berücksichtigen ein.

„Mehrkindfamilien sind vielfältig. Ihre spezifischen Bedarfe sollten bei politischen Maßnahmen ebenso wie in der Forschung und bei Datenerhebungen konsequent mitgedacht werden. Dies geschieht viel zu wenig. Musterberechnungen für Transferleistungen beispielsweise werden in der Regel nur für Eltern mit ein oder zwei Kindern erstellt.“

Der Kinderschutzbund

Auch der Kinderschutzbund äußert sich in einem Statement zu den Ergebnissen der Studie. Heinz Hilgers, der Präsident des Kinderschutzbundes erklärt:

„(…) Ein Mindestlohn von zwölf Euro sorgt zwar dafür, dass Erwerbstätige allein über die Runden kommen. Mit jedem Kind, das in eine Familie mit geringem Einkommen geboren wird, steigt aber das Risiko auf die in der Regel unzureichenden Sozialleistungen des Staates angewiesen zu sein. Wer will, dass Arbeit sich lohnt, muss sich deshalb für eine armutsfeste Kindergrundsicherung einsetzen. (…)“

Quellen: Deutscher Familienverband vom 10.11.2022, evangelische arbeitsgemeinschaft familie vom 10.11.2022, Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V. vom 10.11.2022, Kinderschutzbund vom 10.11.2022

Redaktion: Silja Indolfo

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